Susanne Matiaschek
Düster, beklemmend und zutiefst abgründig. Es mutet an, als würde in den Wäldern der Wahnsinn lauern, zudem wird man in längst vergangene Zeiten entführt. Genau das hat mich an dem Auftakt der Talberg Trilogie von Max Korn so fasziniert. Der Einstieg gestaltete sich etwas beschwerlich. Da sich der Autor zunehmend in den Details der Personen verlor. Was nicht unbedingt schlecht ist, den Spannungsbogen jedoch etwas bremst. Dennoch war ich sofort fasziniert und direkt bei der Sache. Denn allein die Charaktere werden schon sehr vielschichtig dargeboten, so das man die Augen einfach nicht abwenden kann. Johannes, Karl und Elisabeth nehmen dabei den meisten Raum ein. Man empfindet Mitgefühl, Wut und grenzenlosen Schmerz. Besonders wenn man Elisabeths Hintergrund bedenkt. Denn dieser ist definitiv nicht ohne. Aber noch mehr schaffen es die Charaktere, sich immer wieder neu zu erfinden. Weshalb man eigentlich nie weiß, woran man bei Ihnen ist. Das hat mir schnell den Wind aus den Segeln genommen und ich war immer wieder aufs neue schockiert und sprachlos zugleich. Sie sind sehr authentisch und absolut greifbar. Wodurch ich bis zu einem gewissen Grade auch ihre Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen konnte. Darüber hinaus erfährt man hier auch unterschiedliche Perspektiven, wodurch der Spannungsbogen immer wieder angehoben wird. Nach einem doch recht interessanten und nervenaufreibenden Einstieg, wird es erstmal sehr viel ruhiger, weil sich der Autor sehr ausführlich mit den Ermittlungen befasst. Sein Schreibstil empfand ich dabei als sehr einnehmend und fesselnd. Die Atmosphäre ist dabei unglaublich düster und schwer. Was sich auch merklich auf die Handlung überträgt. Einerseits zog es sich etwas, aber andererseits wurden immer wieder Wendungen eingewoben, die dem Ganzen eine völlig neue Richtung gaben. Besonders Johannes‘ Hintergrund hat mich merklich bewegt und erschüttert. Wer kann es ihm verdenken, dass es auch im Innern etwas mit ihm macht? All der Schmerz, die Einsamkeit und Wut braucht ein Ventil. Aber nicht nur Johannes macht sich verdächtig. Die Leichen werden mehr, aber die Verdächtigen auch. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr, wo oben oder unten ist. Ich wusste nur, hier regiert der Wahnsinn, der die Zügel vollends an sich reißen möchte. Aber auch Talberg hat Geheimnisse und eine verschworene Gemeinde, die nichts nach außen dringen lässt. Doch wer ist der wahre Täter? Bis zum Schluss hatte ich überhaupt keine Ahnung. Aber es geht hier auch nicht zwingend darum. Es geht um Vergangenheit und Gegenwart. Um totgeschwiegene Geheimnisse, die alles verändern und mitten in den Abgrund reißen könnten. Um Themen, die schwer wiegen, aber nicht gesehen werden möchten. Max Korn zeigt sehr gut auf, wie die Seele immer mehr zersplittert, bis fast nichts mehr übrig bleibt. Abzüglich kleinerer Längen hat der Autor hier einen interessanten und vielschichtigen Auftakt geschaffen, in dem nichts ist, wie es scheint und der definitiv Lust auf mehr macht. Fazit: Max Korn hat mit Talberg 1935 einen sehr interessanten und vielschichtigen Auftakt der Talberg Trilogie geschaffen, der in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele führt. Ein Ort, der nichts nach außen dringen lässt. Geheimnisse, die dringend gewahrt werden müssen. Wahnsinn, der über allem herrscht und damit fast taub in den Gliedern macht. Trotz kleinerer Längen ,konnte mich dieser Thriller mit seiner Finsternis und seinen Geheimnissen begeistern und mitreißen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.