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mabuerele

Posted on 22.1.2022

„...Im Mittelmeer ertrinken derzeit auch die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind die wesentliche Grundlage der europäischen Identität. Verlieren wir diese gemeinschaftliche Lebensbasis, verlieren wir uns...“ Harte und deutliche Worte, die der Autor hier ausspricht. Er ist Arzt und war bei Naturkatastrophen weltweit vor Ort. Außerdem hat er auch in den Flüchtlingslagern dieser Welt gearbeitet. Mit diesem Buch lässt er mich als Leser an seinem Erleben teilhaben. Der Schriftstil ist über weite Phasen sachlich. Um so eindringlicher ist allerdings die Wirkung der Tatsachenberichte und der persönlichen Schicksale. Der Autor geht allerdings nach weiter. Er beschreibt nicht nur. Er zieht Schlussfolgerungen, erläutert Zusammenhänge und fordert Änderungen. Dabei legt er gekonnt den Finger in die Wunden unsere Zivilisation. So registriert er bei seinem Besuch in den syrischen Kurdengebieten: „… Der NATO – Partner Türkei führt hier eine völkerrechtswidrige Militäraktion durch und agiert Hand in Hand mit islamisch-fundamentalistischen Gruppen...“ Den deutschen Ärzten war es gelungen, einem kurdischen Krankenhaus einen Inkubator zur Verfügung zu stellen, damit Frühgeborene eine Überlebenschance haben. Den Angriff der türkischen Armee ist auch dieses Gerät zum Opfer gefallen. Die Informationen werden fett gedruckt. Dabei geht es unter um Vergewaltigung, Genitalverstümmelung und Kinderhandel. Seine persönlichen Schlussfolgerungen werden kursiv und in zartgrün wiedergegeben. So meint er nach einem Besuch in Afghanistan: „...Zum Schluss bleibt die Frage oder sollte man es schon als Feststellung bezeichnen, ob man mit Stethoskop (medizinische Versorgung) und Kreidetafel (Bildung) nicht mehr gegen die Wurzeln des Terrorismus ausrichten kann als mit Gewehrkugeln und Bomben?!...“ Das Buch besticht durch die Ehrlichkeit des Autors. Dazu gehört, dass die eigenen Ängste nicht verschwiegen und erkannte Fehler benannt werden. Schonungslos beschreibt er die Zustände in Lesbos und Bosnien. Er hinterfragt, wie so etwas in Europa möglich ist. Hier erzählt er etliche persönliche Schicksale. Dabei geht es vor allem um behinderte Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind. Ab und an drückt der Autor seine Gedanken in einem Gedicht aus: „...Eine Wurzel der Macht des Krieges ist der Glaube vieler Menschen, dass die Mächtigen wissen, was sie tun...“ Jeder Reise ist eine Karte des Landes vorangestellt. Viele Fotos vermitteln einen Eindruck vom den Menschen, denen der Arzt und Autor begegnet ist. Vorangestellt sind im Prolog Aussagen von jungen Menschen, die 1945 auf der Flucht waren. Nach einer Einleitung folgen Zahlen und Fakten zur Flüchtlingsbewegung und eine Weltkarte, auf der die Arbeitsorte des Arztes gekennzeichnet sind. Das Buch endet mit persönlichen Vorschlägen, was sich dringend bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen ändern muss und eine Petition an den Bundestag. Das Buch hat mich sehr bewegt. Es rüttelt auf und zeigt, was so alles auch in Europa im Argen liegt.

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