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susan kon

Posted on 22.1.2022

Wie macht das die Autorin, dass die anfangs gar nicht so überaus nett wirkenden beiden Hauptfiguren Marcus und Helena im Laufe der Entwicklung der Geschichte, in der auch sie vertrauter miteinander werden, immer sympathischer werden? Und wie einfach wäre es doch zukünftig für die beiden auf den ersten Blick gewiesen, wenn Marcus nach der Aufklärung des Falls das großzügige Angebot seines Auftraggebers angenommen hätte... Das Buch bietet den Einstieg in eine historische Krimireihe ab ca. 70 unserer Zeitrechnung in der römischen Welt. Die Autorin Lindsey Davis schildert sowohl den Alltag anschaulich, humorvoll und sozialkritisch aus der Sicht des Ermittlers Marcus als auch bindet Erläuterungen zum politischen Hintergrund gut ein. Marcus wirkt anfangs schlitzohrig und arm und hält sich für einen Frauenschwarm. (Was hat ihn eigentlich dazu gebracht, nicht mehr mit jeder jungen Frau, die er kennenlernt, Sex anzustreben?) Allerdings ist er auch großzügig und unterstützt seine Familie. In der Mitte der Geschichte in Britannien verbeißt er sich so tief in seinen Job, dass es an Dummheit und Selbstmord grenzt. Immerhin hilft ihm die, die ihm das eingebrockt hat, auch wieder hinaus. Helena ist anscheinend klar geworden, dass sie zu weit gegangen war. Allerdings wird ihre anfänglich skeptische und feindselige Haltung gegenüber Marcus dadurch verständlich, dass sie ihm vorwirft, ihre Cousine alleingelassen haben, so dass ihn eine Mitschuld an ihrem Tod träfe. Und er selbst macht sich auch diesen Vorwurf, dass er zu spät gekommen ist und will deshalb alles dran setzen, den Fall zu klären. Als Helena diese ernsthaften Bemühungen erkennt und anerkennt, machen sie sich gemeinsam auf die Rückreise nach Rom zur weiteren Aufklärung der politischen Verschwörung. Intwischen wissen die Lesenden auch, worauf sich der Buchtitel Silberschweine bezieht, nämlich auf Silberbarren mit Bleianteil. Inzwischen ist auch klar, um welche Verbrechen es geht, aber noch nicht, wer alles zu den Verschwörern gehört und wer Helenas Cousine getötet hat. Zum Schluß zeigt sich, wie moralisch integer Marcus ist und dass Moral in diesem Buch nichts mit sexueller Enthaltsamkeit vor der Ehe zu tun hat. Hat er wirklich die Zuversicht, bald aus eigener Kraft genug zu verdienen, um seine bisherige Familie zu unterstützen, sozial aufzusteigen und eine eigene Familie mit der Frau aus einer höheren Gesellschaftsschicht gründen zu können, die er liebt? Oder will er sich noch nicht binden und schreckt auch deswegen und nicht nur, um nicht erpressbar zu werden, zurück vor dem großzügigen Angebot nach Abschlus des Falles?

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