Profilbild von phantastische_fluchten

phantastische_fluchten

Posted on 16.1.2022

Sky hat es in seinem Leben nicht leicht. Seine Mutter leidet seit einigen Jahren an der Krankheit »CFS«, das bedeutet chronisches Erschöpfungssyndrom. Die Krankheit tritt in Schüben auf. Manchmal kann seine Mutter den Alltag problemlos bewältigen, an anderen Tagen schafft sie es nicht einmal aufzustehen. Die Last der Verantwortung für alltägliche Dinge bleibt an dem Jungen hängen, einen Vater gibt es nicht. In der Schule findet er nicht leicht Anschluss, die Probleme der anderen Jugendlichen wirken auf ihn banal. Er hat Angst vor der Zukunft, denn wie kann er auf die Universität gehen, wenn seinen Mutter pflegebedürftig bleibt? Alleine lassen möchte er sie nicht und Verwandte oder enge Freunde haben sie nicht. Eines Tages findet Sky auf der Treppe zu ihrem Haus eine kleine blaue Glasflasche mit einem silbernen Stöpsel. Da seine Mutter Aroma- Therapien anbietet, denkt er, dass sie das kleine altmodisch wirkende Fläschchen verloren hat. Als sie verneint, behält Sky die kleine Flasche, die ihn fasziniert. Vor Erschöpfung schläft er mit dem Fläschchen in der Hand ein und findet sich in Talia wieder. Einem Land, das in einem anderen Universum existiert. Kommentar: Während Lucien bei seinen Reisen nach Talia stets in Bellezza landet (Venedig), findet sich Sky im Kloster »Santa-Maria-im-Weingarten wieder, das in Giglia liegt. Dort trifft er auf den Mönch Sulien. Dieser erklärt ihm, dass sie beide der Bruderschaft der Stravaganti angehören, Menschen, die zwischen den Welten wechseln können. In Talia taucht stets ein neuer Stravagante auf, wenn Gefahr im Verzug ist. Noch ist nicht klar, welche Aufgabe Sky in Talia erfüllen soll. Sulien gibt ihn im Kloster als neuen Novizen aus und als »Celestino Pascoli« durchstreift er die Straßen der mittelalterlichen Stadt. Dort trifft er auf Sandro, einen Gassenjungen, der sich schnell mit dem Novizen anfreundet und ihm die Stadt zeigt. Bald sind die beiden unzertrennlich, allerdings darf Sandro nicht erfahren, wer oder was Sky ist. Sulien stellt im Kloster Arzneien und Parfüm her, ebenso Gifte für die Familie de Chimci, die ihre Machtposition in Talia weiter ausbauen möchte. Lucien hatte bei seinem Aufenthalt schon negative Erfahrungen mit dieser mächtigen Familie machen dürfen und auch Sky muss sich vor ihnen in acht nehmen. Großherzog Niccolo de Chimci möchte unbedingt hinter das Geheimnis der Stravaganti kommen und schreckt weder vor Entführung noch Mord zurück. Mir hat dieser Band sogar noch besser gefallen als »die Stadt der Masken« das liegt vor allem an Sky. Er ist ein ernster siebzehnjähriger, der einen Haufen Verantwortung trägt. Er schwärmt heimlich für Alice, ein Mädchen aus seiner Schule. Doch diese ist stets mit einem Jungen Namens Nick und einem Mädchen Namens Georgia zusammen, die auf Sky einen eher unsympathischen Eindruck machen. Dabei verbindet ihn mehr mit diesen beiden Menschen als er ahnt. Die Geschichte lässt sich leicht und flüssig lesen, im Gegensatz zu Band eins, in dem die Sätze noch etwas abgehackt und kurz wirken. Man merkt der Autorin an, dass sie sich weiter entwickelt hat und die Geschichten mehr Tiefe bekommen. Der rasche und sehr häufige Szenenwechsel sorgt für ein flottes Tempo und viel Spannung. Einige Figuren der vorherigen Bände treten wieder in Erscheinung, es ist wie ein Treffen mit alten Freunden. Es fällt den Lesern nicht schwer, sich in Talia zurecht zu finden, ähnelt es doch dem heutigen Italien und die Städte haben einen hohen Wiedererkunngswert. Die Stravaganti unserer Welt können Talia nur im Schlaf besuchen, das bedeutet für jeden: Anstrengende Tage und schlaflose Nächte. Denn nachts, während sie schlafen, reisen sie in die andere Welt und erleben dort Abenteuer. Während es bei uns Nacht ist, ist es in Thalia Tag. Zum Glück beginnen bald die Ferien, so dass Sky sich etwas erholen kann. Die Covergestaltung ist genauso wunderschön wie in den ersten beiden Bänden. Auf dem blau-violett gehaltenem Cover prangt ein Schwert, dass wieder durch den Schutzumschlag hindurch schimmert. Leider wurde diese Gestaltung bei dem vierten Band aufgehoben, anscheinend war es dem Verlag zu teuer. Sammler haben das Nachsehen. Im Anhang gibt es ein Personenregister und einen Stammbaum der Familie de Chimici. Und vorne ist eine Karte Talias beigefügt, so dass man die Städte auf der heutigen Karte Italiens leicht identifizieren kann. Fazit: Eine spannende Zeitreise bzw. Torwelten Geschichte die in das mittelalterliche Italien entführt. Die Autorin steigert sich von Band zu Band und hier hat sie alles richtig gemacht.

zurück nach oben