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mabuerele

Posted on 15.1.2022

„...Aber zum Kuckuck, Dante war hier. […] Das hier war der Dante aus dem letzten Sommer. Der, der mich verraten hatte. Wenn es also einen Grund gab durchzudrehen, dann wohl jetzt...“ Izzy steht gerade völlig neben sich. Warum, zeigt das obige Zitat. Einerseits werden alte Wunden aufgerissen, andererseits spricht das Herz seine ganz eigene Sprache. Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen dritten Teil geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil ist ausgefeilt. Mir gefallen die gelungenen Sprachbilder, mit denen die Autorin arbeitet. Damit drückt sie die komplexen Gefühle der Protagonisten aus. „...Erinnerungen quetschten Herz und Seele zusammen, trieben Luft und Worte einfach davon, bis ich nichts mehr wollte als ans Meer, weil man nur am Meer richtig atmen kann...“ An anderen Stellen wird die Situation durch extrem kurze Sätze zugespitzt: „...Lippen auf Lippen. Haut auf Haut. Seele an Seele. Und die Welt rutschte zurück ins Gleichgewicht...“ Was war passiert? Letzten Sommer hatte sich eine zarte Liebesbeziehung zwischen Izzy und Dant entwickelt. Und dann war er von einem Tag auf den andern verschwunden. Keine Nachricht, kein Anruf, nichts! Nun steht er wieder vor der Tür. Im Gegensatz zu Izzy weiß ich, was in der Zwischenzeit passiert ist. Izzy aber hat Angst, erneut verraten und verletzt zu werden. Das Buch ist voller Emotionen. Es gilt, die Wunden zu heilen, behutsam und mit viel Einsatz. Leider aber legt genau dann das Leben neue Steine in den Weg. Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt. Zum einen erlebe ich, wie Izzy und Dante um ihre Liebe kämpfen, zum anderen erfahre ich, was im vergangenen Sommer genau zwischen beiden passiert ist. Außerdem lerne ich abwechselnd Izzys und Dantes Sicht der Dinge kennen. Für Izzy ist es neu, dass sich Dante plötzlich für ihren Glauben interessiert. Er fragt nach. Izzy kann auf tiefgehend Glaubenserfahrungen zurückblicken. „… Ich verstand immer noch nicht, warum mir das alles passiert war. Aber plötzlich begriff ich, dass Gott mich nicht eine Sekunde allein gelassen hatte...“ In izzys Freundeskreis bahnt sich aber eine weitere Katastrophe an. Mayla, selbstbewusst und ein gute Freundin, wird von ihrem Chef bedrängt. Der ist mehr als übergriffig. Das Problem ist nur, dass er ein guter Freund ihres Vaters ist. Die Geschichte ist ein ständiges Auf und Ab. Hoffnungsvollen Szenen folgen Abschnitte von Angst und Sorge. Und dann erscheint Dantes Familie. Jetzt wird es richtig heftig, weil die Frage offen ist: Wer ist Freund? Wer ist Feind? Wie reagiert die Familie auf Dantes Abkehr? Jedes Kapitel beginnt mit einer stilisierten Zeichnung, bei Izzy mit einem Kaktus, bei Dante mit dem Hinterrad eines gerade wegfahrenden Motorrads. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verknüpft eine fesselnde Handlung mit Fragen des Glaubens. Hinzu kommt, dass ich durch Dante erfahre, was es eigentlich heißt, in einem Familienclan groß zu werden.

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