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mabuerele

Posted on 11.1.2022

„...Und da lag es vor mir: Lokvard – ein kleines Städtchen am Rande der Ostsee und die Heimat meiner besten Freundin Izzy. Für einen Moment bildete ich mir ein, das Salz des Meeres richten zu können...“ Es ist Lia, die ihre Freundin Izzy endlich besuchen kann. Am Bahnhof bietet ihr Raik, ein junger Mann, eine Mitfahrgelegenheit an. Er reagiert allerdings eigenartig, als er an Lias Ziel angekommen ist. Izzy weiß nicht, dass Lia kommt. Der Kontakt war seit dem Sommer immer weniger geworden und dann abgebrochen. Die Autorin hat einen gefühlvollen Roman geschrieben. Sie stellt darin Fragen nach dem Umgang miteinander. Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Dazu gehört, dass schon zu Beginn eine permanente Spannung aufgebaut wird. Aus dem ersten Band der Reihe kenne ich zwar die eine oder andere Information, doch vieles bleibt lange geheimnisvoll. Was ist im Sommer geschehen, dass nicht nur Izzy verstört hat? Sie schweigt – lange. Am Strand findet Lia am nächsten Tag ein Pony. Dann taucht Milan auf. Das Tier gehört auf den Hof seiner Großeltern. Lia ist die erste seit längerer Zeit, die sich von seiner Narbe nicht abschrecken lässt. Das irritiert ihn im ersten Moment. Für Lia ist die Begegnung etwas Besonderes. „...Dieser Tag änderte etwas – ich wusste nur noch nicht, was, geschweige denn ob es zum Guten oder zum Schlechten war...“ Mir gefallen die besonderen Sprachbilder, die die Autorin verwendet und mit denen sie manchen Situationen ein ganz eigenes Flair gibt. „...Ein Vielleicht ist wie eine Vanilleschote. Sie ist klein und irgendwie unscheinbar, aber trotzdem alles verändert...“ Es geht um Vertrauen und Verzeihen, um einen möglichen Neuanfang und um den Blick hinter die äußere Schale. Ein Fehler sollte nicht das gesamte Leben dominieren. Die Personen werden gut charakterisiert. Lia steht fest in ihrem Glauben. In Stresssituationen flüchtet sie sich ins Kochen und Backen. Noch ahnt sie nicht, dass ihr Leben eine neue Wendung nehmen könnte. Milan hat tiefgehende Verlustängste. Einst von der Mutter verlassen, vermisst er nun seinen älteren Bruder, der jeden Kontakt abgebrochen hat. Im Gegensatz zu Milan kenne ich die Gründe aus dem ersten Band . Es sind viele Gespräche, die in die Tiefe gehen und einen Blick in die Gedankenwelt der Protagonisten ermöglichen. Nathan, Milans Großvater, macht seinem Enkel klar: „...Äußerlichkeiten sind gar nichts, auf das Herz kommt es an! Und das hast du am richtigen Fleck...“ Auch Lia sieht hinter die Fassade. Zwar muss noch viel geschehen, bis Milan und Lia begreifen, was sie aneinander haben, doch zwischendurch wird zusammen mit anderen Freunden die Vergangenheit aufgearbeitet. Nicht unerwähnt sollen die tierischen Protagonisten bleiben. Das sind nicht nur die Ponys, sondern auch einige Hunde. Milans Großeltern kümmern sich um misshandelte und ausgesetzte Hunde und versuchen sie zu heilen. Das ist nicht ganz ungefährlich. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein Buch voller Hoffnung, Gefühle und dem Mut, der aus dem Glauben kommt.

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