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In ihren Comic-Essays beschäftigt sich Liv Strömquist mit Schönheitsidealen. Sie beginnt mit Kylie Jenner einer Ista-Poserin. Über 277 Millionen Menschen folgen der berühmten Amerikanerin auf Instagram. Alle möchten aussehen wie Kylie. Aber warum ist es so, dass wir Frauen uns Schönheitsideale ansehen, uns vergleichen und uns dabei schlecht fühlen?: Ich habe nicht so schöne Haut, mein Po ist viel dicker, meine Nase ist krummer, meine Lippen sind nicht so prall. Gleich folgt das Gegenbeispiel, Männer: «Wenn Männer Sport gucken, beim Fußballgucken, sagen sie nie: ‹Bu-hu... Oje, so schnell werde ich nie sein – so stark werde ich nie sein! Schnief!›» Ist das wirklich so? Oder rennen auch Männer Idealen nach? Und wie entsteht eigentlich Mode? König Francois I. (1515-1547) hatte sich aus Versehen seine Locken an einer Fackel abgebrannt. Nun trug er kurze Haare. Und zack wollten alle Männer kurze Haare haben ... Der französische Philosoph René Girard erklärt, dass der Mensch an sich unsicher ist, darum Vorbilder benötigt, und diese nachahmen will, um alles richtig zu machen. Historisches, Theorien von Soziolog*innen, Kunstwissenschaftler*innen, eine Menge Sachinformationen in Form von Comics setzen sich mit dem Thema auseinander. Davon stand schon in der Bibel geschrieben: Im ersten Buch Mose wird die Geschichte von Jakob erzählt, der sich in die schöne Rahel verliebt. Er hält um ihre Hand an, arbeitet sieben Jahre für ihren Vater, der ihm aber die ältere, hässliche Schwester Lea zur Frau gibt. Tradition: Zuerst wird die älteste Tochter verheiratet. Also muss er noch einmal sieben Jahre für den Alten ackern, um auch Rahel heiraten zu dürfen. Nur ein Beispiel. Früher wurden Ehen geschlossen, um Kriege zu verhindern, Allianzen zu schließen, Vermögen zu stabilisieren. Ein schönes Beispiel hier Karl der Große, der fünf Mal politisch heiratete, die ersten zwei Frauen hat er verstoßen, um andere Allianzen einzugehen. In der heutigen Konsumgesellschaft werden Schönheitsideale immer wichtiger. Spieglein, Spieglein, an der Wand (auch das kommt vor), die Kaiserin Sissi und ihre schreckliche Geschichte um Schönheit wird dargestellt. Liv Strömquist, geboren 1978 in Lund, Schweden, ist eine der einflussreichsten feministischen Comiczeichnerinnen. Die studierte Politikwissenschaftlerin zeichnet regelmäßig für unterschiedliche schwedische Magazine und Zeitungen. Ihre Buchveröffentlichungen befassen sich mit sozialen Fragen mit einer Bandbreite an Referenzen von Popkultur bis zur Bibel. Ihr Titel «Der Ursprung der Welt» befasst sich mit der gesellschaftlichen Tabuisierung von Menstruation und der Vulva. Quasi eine Kulturgeschichte der Vulva - von der Bibel bis Freud, vom unbeholfenen Biologieunterricht bis hin zu aktueller Tamponwerbung. Liv Strömquists Gesellschaftskritik beruht auf Fakten und kombiniert unbändige Freude an Sprachwitz und berechtigte Wut mit ihren ausdrucksstarken Zeichnungen.