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gwyn

Posted on 11.1.2022

Dieser Comic ist eine ziemlich gute Comicadaption des Märchens vom Gestiefelten Kater, prächtig auserzählt. Dem fetten Kater Robilar geht es gut. Verwöhnt vom Frauchen genießt er sein Leben. Eines Tages ist die Madame unterwegs in ihrer Kutsche, die fette Mieze auf dem Schoß, als ein Oger die Straße versperrt, die Kutsche zertritt. Robilar hats überlebt. Jetzt steht er allein in der Welt. Eine junge Frau interessiert sich für ihn, doch ein alter Mann geht dazwischen, will den Kater erschlagen, ihn häuten, um aus seinem Fell einen warmen Kragen machen, vom Fleisch einen Eintopf. Entkommen geht der Ärger weiter, als er an eine Straßenkatzengang auf Drogen gerät, die ihn verprügelt. Doch ein tumber Müllersohn hat mit ihm Mitleid mit dem lädierten Kater, nimmt ihn mit nach Hause. Die Müllerin ist eine garstige Frau, vor ihr muss er auf der Hut sein. Viel zu essen gibt es hier nicht, die Mäuse lachen den dicken Kater aus. Aber je mehr er abnimmt, umso agiler und stärker wird Robilar, aber er gewinnt auch an Härte und Bösartigkeit. Der einst Pummlige verwandelt sich zum Krieger, die Mäuse zittern, wenn er über den Mühlenhof geht. Sein einziger Freund ist der Müllersohn. Und als seine Eltern versterben, erbt er den Kater – die Brüder haben Mühle, Esel und Fuhrwerk erhalten. Der Dumme erbt, den Kater! Wie lustig! Doch was niemand weiß, Robilar kann sprechen, und er ist ein ziemlich schlauer, dreister Typ. Weil der Müllersohn als nett zu ihm war in seiner Not, will er ihn zum reichen Mann machen. Dazu braucht er den König, denn der hat eine Tochter zu vergeben. Nur, will soll er den verlumpten Jungen dem König vorstellen? Als Erstes benötigt Robilar Stiefel! Und er erfindet er ein Märchen um den berühmten Marquis von Carabiat, der fast ertrinkt, als gerade der König mit der Kutsche vorbeifährt. Alles scheint gut zu laufen, bis ... Aber wie das so ist mit Abenteuergeschichten; irgendwas Böses kommt immer dazwischen! Robilar sitzt mal wieder auf der Straße. Er sinnt auf Rache! Eine wundervolle Comicadaption! Ich freue mich auf den 2. Teil. Der grimmsche Kater ist entstaubt und wird fast modern aufpoliert. Witzig und mit viel Tiefsinn wird das Märchen hier auserzählt. Die scharfsinnigen Dialoge machen Spaß! Aus der tristen Katze ist hier eine Person entstanden – eine mit Charakter und Gefühlen, wie es sich für eine gute Erzählung gehört. Freundschaft, Verrat, Liebe, Gewalt, Bosheit, Gier, Feigheit, Zutaten die eine Abenteuergeschichte benötigt. Aber die anderen Figuren stehen dem Kater in nichts nach. Der Oger ist ein Bösewicht, der König ein Vielfraß, seine Tochter verzogen, sein Kammerherr Jean Dormelon ist der Verschwörer im Schloss. Ein schräges, zynisches Volk, das sich hier herumtreibt, einschließlich der Bauern. Genauso tiefsinnig sind die Zeichnungen. Schaut man die ersten Bilder an, scheint es, dass Frauchen und Katze gleich geschminkt sind, dasselbe Gesicht tragen. Die Hauptcharaktereigenschaften der Figuren steht in ihren Gesichtszügen zu lesen. Das ist fantastisch gut gelungen! Der Comic kommt in frischen, hellen Farben mit viel Detail daher. Der Splitter Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Hier würde ich mich anschließen, denn die Märchenadaption ist wesentlich komplizierter und feinsinniger als das Original, das lediglich als Gerüst dient. Scharfsinnige Dialoge und Zeichnungen, die für ein jugendliches und ein erwachsenes Klientel geschnitten sind. Sylvain Guinebaud wird am 11. Mai 1973 in Boulogne-Billancourt geboren. Während seines Studiums der Bildenden Kunst in Paris macht er Bekanntschaft mit Stéphane Collignon und Fabrice Druet, die zu der Zeit bereits Comics zeichnen. Später ermöglicht ihm eine weitere Begegnung, seine Ambitionen als Comiczeichner in die Tat umzusetzen: mit dem Szenaristen Froideval bringt er das Album »Harkhanges« heraus, das 2002 bei Albin Michel erschien. Mit seinem zweiten Album löst er Philippe Briones bei der Serie »Die Legende der Drachenritter« (Band 3) ab, das von Ange getextet wurde und bei Soleil (in Deutsch bei Splitter) erschien. Gemeinsam mit Ange hat er des Weiteren die Serie »La Porte des Mondes« gezeichnet, die ebenfalls bei Soleil erschien. David Chauvel wurde am 18. Dezember 1969 in Rennes geboren und war arbeitslos, als er V for Vendetta von Alan Moore und David Lloyd entdeckte. Eine Berufung war geboren: Comicautor oder gar nichts! Sein erstes Album, Black Mary (Glénat, 1993), nahm er im Alter von 20 Jahren mit Erwan Fagès auf, dann Rails (Delcourt, 1997) mit Fred Simon. Es folgten zahlreiche Serien wie Les Enragés (Delcourt) mit Erwan Le Saëc, Nuit noire (Delcourt) und Arthur (Delcourt) mit Jérôme Lereculey oder Octave (Delcourt) mit Alfred. Im Jahr 2005 wurde er Verleger bei Delcourt, startete die Serie 7 und veröffentlichte Werke wie L’Homme Gribouillé oder Come Prima, das 2014 in Angoulême den Preis für das beste Album gewann. Seitdem hat er auch die Serie Wollodrïn (Delcourt) mit Jérôme Lereculey und kürzlich La Route de Tibilissi (Delcourt, 2018) mit Alex Kosakowski geschrieben. Außerdem entwickelte er die Konzeptreihe WW2.2 (Dargaud, 2012-2013), eine alternative Geschichte rund um den Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 2019 erschien Band 1 der Serie Le Masque aux mille larmes (Dargaud; Die Maske der tausend Tränen Europe Comics, 2020) mit Roberto Ali. Schade, dass der Splitter Verlag keine Vita über ihn hat.

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