Matzbach
Ich weiß nicht, was ich von der Studie "Rom brennt" von Anthony A. Barrett, der u.a. auch in Heidelberg unterrichtet, erwartet habe, aber sicher nicht das, was ich gelesen habe. Barrett beschreibt den großen Brand Roms im Jahr 64 n. Chr. und seine Folgen. Da die Quellenlage naturgemäß dünn ist und zudem sehr einseitig, sprich antineronisch, gibt es wenig Gesichertes zu vermelden. Auch die Archäologie, die in Rom ja weiß Gott genug Verwertbares fand und findet, kann nur begrenzt weiterhelfen, da es sich bei dem besagten Brand zwar um den größten, aber eben nicht den einzigen in der Stadt handelte. Insofern muss zwangsläufig vieles offen bleiben. Viel spricht dafür, dass Nero, der angebliche Brandstifter und Bewunderer des Flammenmeers unschuldig war. Auch die sich anschließenden Christenverfolgungen sind alles andere als gesichert, denn selbst in den Schriften christlicher Autoren wird in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus nicht darauf eingegangen, erst spätere Schriftsteller brachten sie ins Spiel. Genauso unklar bbeibt nach der Lektüre, welche Neubaupläne Neros tatsächlich umgesetzt wurden, denn Bauprogramme anderer Kaiser, die ihm bald folgten, überlagerten seine Bauten bzw. Bauvorbereitungen. Sicher ist lediglich, dass der Brand offensichtlich eine Änderung der Akzeptanz dieses Kaiser bei den maßgeblichen Führungsschichten Roms auslöste. Extravagant war er wohl Zeit seines Lebens, nur schien das vor dem Brand keinen gestört zu haben. Danach wurde er mehr und mehr abgelehnt, vermutlich wegen der Kosten seines Programms für den Neuaufbau Roms, die vor allem eben die reichen Eliten zu tragen hatten. So kam es dann zu seinem frühen Sturz im Jahr 68. Kurz gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht, aber für diese Erkenntnis muss man 305 Seiten Darstellung sowie weitere 94 Seiten Anhang lesen.