trinschen
Runtergebrochen auf das Wesentliche beschreibt das Buch drei Arbeitstage aus der Sicht einer Biologielehrerin in Brandenburg (irgendwo im Nirgendwo), die auf über 30 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann – und das in ihren Gedanken und ihrem Verhalten auch raus hängen lässt. Ob jetzt die Schüler oder die Lehrerin mehr zu bemitleiden sind, dass bleibt der Einstellung des Lesers überlassen. Hinter dem harten und rauen Kern der Lehrerin steckt auch eine verletzliche Seite, die sich selber nicht eingesteht. So trauert sie ihrer Tochter hinterher, die nach Amerika gegangen ist und den Kontakt zu ihrer Mutter mehr oder weniger abgebrochen hat, liefert aber gleichzeitig auch eine (zumindest für mich sehr logische) Erklärung für deren Verhalten. Zwischenmenschliches ist nicht wirklich ihre Stärke, die liegt ganz eindeutig bei der Logik biologisch erklärbarer Vorgänge. Inge Lohmark hat für alles eine Erklärung aus der Biologie, das war einerseits interessant, hat aber andererseits den Lesefluss zäh gemacht. Die passenden Illustrationen dazu haben mir wiederum gut gefallen. Inge Lohmark und ihre Sicht auf die Schule und ihre Schüler hat bei mir ein seltsam nostalgisches Gefühl hervorgerufen: Erinnerungen an meine Abiturprüfung in Biologie gemixt mit dem Bild einer ehemaligen Deutschlehrerin, in deren Kopf durchaus ähnliche Gedanken gekreist sein könnten, wie Inge sie hat.
