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renee

Posted on 6.1.2022

Erbe Ein weiteres Buch aus der 2021er Longlist des Deutschen Buchpreises. Interessant und spannend. Henning Ahrens erzählt die Geschichte der deutschen Familie Leeb in der niedersächsischen Provinz. Dabei erspielen sich die Figuren dieser Familie Leeb meistens keinen Platz in meinem Herzen. Eher kommt mir diese Familiengeschichte als eine Abrechnung mit den sogenannten deutschen Tugenden vor. Eher zeigt diese Familiengeschichte wie deutsche Hartherzigkeit und das zentral gestellte Denken um das Weiterführen eines Hofes und eine strikt patriarchal geführte Welt einer Familie Schmerz und Leid bringen. Wie eine Familie aus egozentrischen Gründen dysfunktional wird. Es ist eine tragische Vater-Sohn-Geschichte. Ein Vater, der an seinem Sohn nichts Gutes findet und dies dem Sohn auch genussvoll vermittelt. Hier wundert sich sicher die Leserschaft. Aber in den Blicken zurück in der Ahnentafel der Familie Leeb wird klar, dass dieses Triezen und einander nichts Gönnen in der Familiengeschichte schon fast Tradition hat. Dennoch hat dieses miteinander Umgehen natürlich Folgen, entsetzliche Folgen! Bei der Lektüre habe ich mich gefragt, wie viele genau solche Familiengeschichten es wohl in unserem Land/in unserer Welt gibt? Wie viele Menschen mussten wohl aus den falschen Gründen Entscheidungen treffen, die sie letztendlich unglücklich gemacht haben? Die Kürze unseres Lebens verbietet eigentlich Entscheidungen, die Unglück fördern. Aber sind diese meine Gedanken unwirklich und/oder ein märchenhaftes Wunschdenken? Gibt es denn solche Entscheidungen, solch ein wirtschaftliches Denken nur bei uns in Deutschland? Oder sind solche Gedanken nicht überall in der Welt verbreitet? Sicherlich gibt es dieses zerstörerische Denken überall. Aber warum verbinde ich solch eine Denke so sehr mit Deutschland? Aus der Geschichte heraus? Aus dem Erleben heraus? Aus der psychiatrischen Arbeitswelt heraus? Dazu nur noch eine These, wo leben wohl die glücklichsten Menschen der Erde und wo die unglücklichsten? Darüber sollte man gerade wegen der Kürze unseres Daseins auf dieser Erde einmal nachdenken! Denn dieses Mitgift-Denken hier ist tödlich und zerstörerisch, was die Familie Leeb leider am eigenen Leib erfährt und hoffentlich darüber zu einem Begreifen kommt. Genauso wie die Leserschaft das begreift/das begreifen soll.

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