Jaylinn
Allgemeines: C. E. Bernard ist eine aufstrebende Autorin, die dem ein oder anderen bereits aus ihrer ersten Trilogie, der Palace-Saga ein Begriff sein könnte. Das Lied der Nacht ist der erste Band ihrer neuen Trilogie, der Wayfarer-Saga. Das broschierte Buch hat 416 Seiten und ist im März 2021 bei Penhaligon erschienen. Band 2 und 3 der Trilogie sind ebenfalls bereits erschienen. Wer also gerne Reihen in einem Rutsch durchliest, kann das bereits tun. Ich möchte bereits an dieser Stelle eine Leseempfehlung für die Trilogie aussprechen. Wäre ich im Laden aufgrund der optischen Gestaltung möglicherweise an den Büchern vorbeigelaufen, so kann ich euch sagen, ihr dürft das nicht tun. Diese Reihe gehört in das Regal eines jeden Fantasyliebhabers. Inhalt: „Ich erzähle euch eine Geschichte. Sie beginnt in einem finsteren Tal mit hohen, schneebedeckten Bäumen. Sie beginnt mit einem einsamen Wanderer in den fahlen Stunden des Zwielichts, in der bläulich glänzenden Dämmerung. Sie beginnt mit einer Frage. Fürchtet ihr euch?« Die deutsche Fantasy-Autorin C.E. Bernard hat ein episches, bewegendes und beeindruckendes Meisterwerk geschaffen, das High-Fantasy-Leser feiern werden. »Das Lied der Nacht« ist die Geschichte des in sich gekehrten Wanderers Weyd und der mutigen Bardin Caer, die gemeinsam vor einer fast nicht zu bewältigenden Aufgabe stehen: Feuer in einer Welt entzünden, in der Schatten, Albträume und Furcht regieren. Und die einzige Hoffnung, die sie in diesem Kampf haben, ist ein Lied …“ (Quelle: Bloggerportal) Meine Meinung: Wie fängt man eine Rezension an, wenn man auch nach dem Beenden des dritten Teils der Trilogie noch beeindruckt vom ersten Band ist!? Ich weiß es nicht. Ich sitze hier und beginne einfach mal zu schreiben. Vielleicht kommt dabei das heraus, was ich gerne sagen will. Wenn nicht, dann lest ihr auf jeden Fall eine Rezension voller Begeisterung, die zwar nicht den gesamten Zauber des Buches einfängt, euch aber hoffentlich dazu ermutigt, die Reihe ebenfalls zu lesen. Bevor wir in die Handlung einsteigen, möchte ich gerne noch eine Altersempfehlung für die Reihe aussprechen. Anders als eventuell angenommen, handelt es sich nicht um ein Jugendbuch. Die Trilogie enthält gewaltvolle Szenen, die nicht für Jugendliche geeignet sind. Auch Gewalt gegen Kinder und sexuelle Gewalt kommen vor. Meine Altersempfehlung richtet sich also an junge Erwachsene und Erwachsene, aber nicht an jugendliche Leser*innen. Wir bewegen uns zu Beginn der Geschichte direkt in einer Rahmenhandlung, die uns mit zum Ort des Geschehens nimmt. Die Autorin kreiert eine Stimmung, durch die wir das Gefühl erhalten, an der Geschichte teilzuhaben. Wir können entscheiden, ob wir uns an das Feuer des Erzählers setzen. Die dunkle Geschichte hören wollen, die er erzählt. Vielleicht haben wir auch zu viel Angst vor der Finsternis. Furcht und Hass sind groß in den Herzen vieler. Manchmal zu groß, zu furchteinflößend. Die Entscheidung ist jedem selbst überlassen. Wie entscheidest du dich? Leser*innen, die sich für das Feuer entschieden haben, bewegen sich direkt in die Binnenhandlung der Geschichte und begeben sich auf eine Reise. Ein wenig erinnert diese Grundidee dadurch natürlich an Patrick Rothfuss und den Namen des Windes. Die darauffolgende Handlung ist jedoch eine grundlegend andere, die vom Leitmotiv getragen wird, das auch den Titel des Auftaktbandes bildet: Das Lied der Nacht. Wird das Lied der Nacht Licht in die Finsternis bringen? Werden der Wanderer und seine Bardin auf eine Reise gehen, die die Angst verdrängt? Fragen über Fragen und alle werden von einer ganz besonderen Art der Magie begleitet. Magie scheint in dieser Welt anders zu funktionieren. Sie wird vielmehr als Frage formuliert, man muss gewisse nicht so recht erlernbare Sprachen beherrschen, um sie aussprechen zu können. Und auch dann ist es nicht gewiss, dass die Elemente antworten werden. Insgesamt ist diese Magie so poetisch wie keine andere, von der ich bisher gelesen habe. Mehr Wunsch des Sprechenden als Befehl des Magieausübenden. Christine Bernard gelingt tatsächlich noch etwas, was ich so noch nicht gelesen oder gehört habe. Sie wechselt innerhalb eines Satzes den Erzählstrang und somit auch die Erzählperspektive ihrer Geschichte. Das klingt komisch. Das klingt schnell, kompliziert und gewagt. Zuerst war ich durch die Wechsel verwirrt, nach wenigen Seiten begann ich diese Art zu schreiben jedoch zu lieben. Dazu gehört eine solch hohe Kunst des Erzählens, da Bernard nicht nur innerhalb der Geschichte an einen anderen Handlungsort wechselt, sondern auch die Stimmung des vorherigen Handlungsortes mitnimmt. Ihre Wechsel wirken dadurch nicht abrupt und unpassend, sie wirken stimmig und unterstützen den Fluss der Geschichte. Bernard spricht dadurch mit dieser Reihe eine andere Zielgruppe an als mit der Palace-Saga. Obwohl auch diese eine anspruchsvolle Reihe war, so müssen Leser*innen der Wayfarer-Saga wesentlich aufmerksamer während der Lektüre sein. Wer gedanklich aussteigt, weiß nach wenigen Zeilen nicht mehr, wo er sich genau befindet. Mehr möchte ich euch zum Inhalt der Geschichte gar nicht verraten. Ich denke, dass die Innovationen, die ich euch beschrieben habe, überzeugend genug sein müssten. Es gibt tatsächlich einen kleinen Wermutstropfen, der nichts mit der Geschichte an sich zu tun hat und somit auch zu keiner Abwertung führt. Am Ende des Buches findet ihr eine Leseprobe zum 2. Teil. Mich stört so was immer sehr. Ich möchte nicht angeteasert werden. Ich möchte das Gefühl haben, dass eine Geschichte wachsen darf. Leider entsteht durch das Wissen, dass alles schon fertig in der Schublade liegt und nur wenige Monate später Teil 2 und 3 erscheinen werden, auch etwas weniger Vorfreude auf die Reihe. Die gleiche Strategie wurde bereits bei der Palace-Saga verfolgt. Es ist einerseits natürlich schön zu wissen, dass Band 2 und 3 auf jeden Fall erscheinen werden und nicht wie so oft nach schlechten Verkaufszahlen des ersten Bandes nicht herausgebracht werden, es nimmt einem aber auch die Vorfreude, die durch eine längere Wartezeit entsteht. Anders als in der Palace-Saga hält die Wayfarer-Saga sehr viel Bonusmaterial für ihre Leser*innen bereit. Wer also gerne den Soundtrack des Buches oder anderes medial ergänzendes Material zu der Geschichte genießen möchte, kann das durchgehend tun. Man kann die Geschichte aber auch sehr gut ohne das Bonusmaterial genießen. Fazit: Ein wirklich innovativer Reihenauftakt, der sehr viel Lust auf mehr Macht und lange nachhallt. Man hofft und bangt mit den Protagonisten, dass sie die Hoffnung nicht verlieren und es gemeinsam schaffen, Licht in die Dunkelheit zu bringen.