Ladybug
Motive ohne Ende – aber wer ist der Mörder tatsächlich? Die Mitarbeiter und Gründer von SNOOP haben sich in einem traumhaften Luxus-Chalet eingemietet. Sie wollen über das Übernahmeangebot für das Unternehmen diskutieren. Erin und Danny, die guten Geister des Hauses, haben alle Hände voll zu tun, um die recht arrogante Gruppe zu versorgen. Doch dann wird alles anders. Es gibt eine Leiche, ein Mitglied verschwindet und zu allem Übel schneidet auch noch einen Lawinenabgang, der das Chalet zum Teil zerstört, die Gruppe komplett von der Außenwelt ab. Allen wird klar, dass jemand von ihnen ein Mörder ist. Doch wer? Jeder hat hier Motive – der eine, weil er etwas gewinnen könnte, der andere, weil er alles verlieren könnte. Mir gefällt die Kreativität von Ruth Ware sehr. Sie schafft es in jedem Buch, mich zu überraschen. Niemals wirken ihre Storys wie ein billiger Abklatsch eines ausgelutschten Themas. Auch diesmal hat sie einen erfrischend neuartigen Plot geschaffen. Die Kombination Mord und vom Schnee eingeschlossen mag es schon gegeben haben, aber die Figuren agieren komplett anders, als man erwartet hätte. Mir gefallen nur viele der Namen nicht – sie sind so gewollt modern. Passt zwar zu den Influencern, aber es liest sich für meine Generation etwas unrund. Dagegen gefällt mir, wie die Autorin Antipaten schafft, ohne viele Worte. Der Leser mag Topher sehr schnell nicht und erkennt, wie manipulativ er ist. Das macht ihn schnell zum Verdächtigen, aber genauso schnell denkt man sich, dass das zu offensichtlich wäre. Die Geheimnisse der meisten Figuren machen auch sie zu Verdächtigen und so ist die Spannung durchgehend vorhanden. Erin macht mich allerdings ein wenig konfus, denn von ihrer Art und ihren Handlungen her schätzt man sie sehr viel älter, als sie ist. Darüber stolperte ich dann doch öfter mal. Und obwohl ich es liebe, wenn eine Story aus unterschiedlichen Sichten erzählt wird, komme ich bei den beiden Ich-Erzählerinnen Erin und Liz hin und wieder irgendwie durcheinander. Vor allem die Daten zu Snoop sagen mir nichts und halten mich irgendwie auf. Das erste Drittel hat mich sehr angestrengt. Ich kam nur schwer in die Story. Das zweite Drittel war dann interessanter und machte Spaß. Das letzte Drittel fährt dann endlich das gewohnte Können der Autorin auf und fesselt ans Buch. Das Ende ist, wie ich es von dieser Autorin kenne: sehr actionreich, eine wahre Spirale, mit erstaunlich vielen Wendungen und Überraschungen. Es strengt an, es fordert, es beutelt und es lässt den Leser auf gewisse Weise sehr zufrieden zurück. Die Themenmischung (Gründung, Börsengang, Übernahme, Gier, Hass, Liebe, Homosexualität, Beziehungen) ist bunt und „aus dem Leben gegriffen“. Trotz meiner erwähnten Kritikpunkte fand ich das Buch sehr lesenswert und deshalb gebe ich vier Sterne.