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mabuerele

Posted on 1.1.2022

„… Siehe, ich mache alles neu...“ Diese Worte ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Autorin hat eine spannende Geschichte geschrieben, die sich schwer einordnen lässt. Es ist ein bisschen Jugendroman, eine unterhaltsame Liebesgeschichte und stellenweise fast ein heftiger Thriller. Eines aber sollte nicht unerwähnt bleiben. Für einige Protagonisten und ihr Handeln spielt der Glaube eine entscheidende Rolle. Valerie ist eine junge Frau, deren Leben gerade völlig durcheinander geriet. Sie selbst formuliert das so: „...Es hatte schleichend angefangen, beinahe unbemerkt. […] Das Studium hatte mich fest im Griff gehabt und jede Sekunde meines Alltags bestimmt. Dann der Anruf des Vaters. Omas Tod. Das alles hatte mich wie eine Betonkugel getroffen und aus der Bahn geworfen...“ Ihre Familie hatte sich keinen Rat mehr gewusst und Valerie zu ihrer Tante Fiona nach Berlin geschickt. Gibt es hier für sie einen Neuanfang? Der Schriftstil ist sehr gut ausgearbeitet. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern. Sowohl die heftigen Szenen als auch die ruhigen Stellen des Buches wirken sehr authentisch. Das Geschehen wird aus unterschiedlicher Sicht wiedergegeben. In ihrem Part wirkt Valerie als Ich – Erzählerin. Ich mag den Humor von Valeries Tante. „...An deiner Stelle wäre ich nett zu meiner Nichte. Als Chirurgin kann ich deinen Tod wie einen Unfall aussehen lassen und der Abteilungsleiter der Leichenhalle schuldet mir noch einen Gefallen. Du verstehst, was ich will?...“ Diese Worte spricht Fiona zu Jayden. Zu Beginn des Buches hilft Valerie einer jungen Frau nach einem Sturz. Sie begleitet diese Viktoria, genannt, Tory, zu einer Bar. Dort treffen sie auf Jayden, den Geschäftsführer. Zwischen Valerie und Jayden entwickelt sich eine zarte Beziehung. Die ist allerdings nicht ohne Probleme, denn Jayden trägt ein Geheimnis in sich. Er weiß, dass Valerie dadurch in Gefahr geraten kann. Zu den stillen Höhepunkten des Buches gehört Valeries Auseinandersetzung mit ihrem Leben und ihrem Glauben. „...Alle sagen, dass du mich liebst, aber du hast mein Leben komplett in Stücke geschlagen. [..] Ich weiß nicht, was du von mir willst. Und ich weiß auch nicht, was ich will...“ Es gibt viele Dialoge, die in die Tiefe gehen. Sie sorgen auch dafür, dass Valerie begreift, wie gut ihr die Tante tut. Außerdem gilr es, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Soll Valerie in ihr altes Leben zurückkehren oder öffnen sich für sie in Berlin völlig neue Wege? Erst nach und nach wird mir als Leser klar, was Valerie für ihr Studium aufgegeben hat und wo ihre wirklichen Begabungen liegen. Zwischen Valerie und Jayden dagegen steht stets neu die Frage, wie weit man sich zueinander öffnet. Nach anfänglichen Zögern von dem einen oder anderen wird Valerie in der Bar bald gut integriert. Sie bringt sich mit ihren Fähigkeiten ein. Die Stunden mit den jungen Leuten bauen sie auf und geben ihr neues Selbstbewusstsein. Eine der Protagonisten darf ich auf keinen Fall vergessen zu erwähnen: die kleine Katze Yoda. Außerdem mag ich die zum Teil humorvollen Kapitelüberschriften, die zum Weiterlesen animieren. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Thematik ist ungewöhnlich, aber sehr gut aufgearbeitet.

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