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Der gefrorene Himmel – Richard Wagamese Der Autor Richard Wagamese ist selbst indigener Abstammung. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Heimen und Pflegefamilien und durfte seine Ursprungsfamilie erst im frühen Erwachsenenalter kontaktieren. Dieses Werk beinhaltet ganz eindeutig biographische Bezüge. Wenn es auch klare Unterschiede gibt, sind die Themen dieses Romans auch solche, die Wagamese zeitlebens beschäftigt haben dürften. Saul Indian Horse darf nur die ersten Lebensjahre inmitten seiner Familie, Ojibwe-Indianern, verbringen. Später landet er in einem der staatlichen Heime, der sogenannten Residential schools. Dort sollen die Kinder keinerlei Kontakt mehr mit ihren Familien oder ihrer Herkunft haben. Ihre Kultur und ihre Bräuche werden ihnen gewaltsam aberzogen. Die Geschichten, die Wagamese hier erzählt sind grausam, durchdrungen von Verlassenheit und Demütigungen. Trotz der nüchternen Erzählweise einfach nur erschreckend. Saul findet Zugang zu einer neuen Leidenschaft – Eishockey. Er hat großes Talent in diesem Sport und schafft es, durch ihn, etwas Ablenkung vom traurigen Alltag zu finden. Saul wird so gut und zieht die Aufmerksamkeit von außen auf sich, so dass er schließlich das Heim sogar verlassen darf. Sogar im Eishockey-Sport muss Saul erkennen, dass es unsichtbare Grenzen gibt. Grenzen, die Indigene nicht überschreiten sollten. Auch wird ihm klar, dass kein Mensch den Verlust der eigenen Kultur so einfach verdrängen kann. Die Erfahrungen, die Saul machen musste, die Verletzungen, die er davongetragen hat, sie werden ihn ein Leben lang begleiten. Es ist ein großes, ein wichtiges Thema und es ist auch das Thema seines Lebens. Wagamese erzählt diese Geschichte so unglaublich eindringlich und authentisch, dass es beinahe schon schmerzt. Er hat einen Erzählstil, der fesselt und seine Leser direkt mitten ins Herz trifft. Das ist grandios. Auch die Eishockey-Szenen sind mit einer atemlosen Begeisterung erzählt, dass man auch als Nicht-Sportler mitfiebert. Insgesamt ein Roman, der mich betroffen zurücklässt. Das Thema, die Geschichte von Saul Indian Horse ist bedrückend, aber auch von großem Kampfgeist geprägt. Dies ist bereits das zweite Werk von Wagamese, das mich absolut begeistern konnte! 5 Sterne und eine große Leseempfehlung!