gletscherwoelfchen
"Wenn sie kommen, werden sie alles auslöschen, was auf Erden wandelt. Ihr müsst sie aufhalten! Ihr, Gezeichnete. Nur ihr..." Bereits seit Wochen wird La Harb von dunklen Gewitterwolken und strömendem Regen bedeckt. Doch dieser vernichtet nicht nur Ernten und Vorräte, sondern bringt auch eine rätselhafte Krankheit mit sich. Als immer mehr Bewohner des Küstenstädtchens davon befallen werden, macht die junge Magierin Leyna eine schreckliche Entdeckung am Strand, die ihr Leben nachhaltig verändern wird. Schnell wird Leyna klar, dass hinter der Krankheit mehr steckt, als ihr lieb ist - und dass die Ursache dafür in den Tiefen des Meeres lauert... Als ich "Der Zorn der Regenmacher" das erste Mal entdeckte, war ich mir nicht sicher, was mich in dem Roman erwarten wird. Nach dem Klappentext und einem ersten Blick auf die wundervolle Karte zu Beginn des Buches wollte ich jedoch unbedingt einmal hineinschnuppern. Daraus wurde dann allerdings nichts: Bereits die ersten Seiten haben mich gepackt, sodass ich unbedingt weiterlesen wollte. Timo Leibig schreibt unglaublich bildhaft. Er lässt sich Zeit damit, eine fremde neue Welt zu erschaffen, die zahlreiches Potenzial für weitere spannende Romane bietet. Als Leserin konnte ich mir La Harb wunderbar vorstellen, habe den Marktplatz der Stadt beinahe schon vor mir gesehen. Sicherlich hat auch die düster anmutende Sprache des Autors zur Authentizität beigetragen. Es wird nichts beschönigt und die mittelalterlich angehauchte Welt wird in all ihrer Grausamkeit dargestellt. Wer interessiert an "Der Zorn der Regenmacher" ist, sollte sich dessen unbedingt bewusst sein. Trotz detaillierter Schilderungen ist allerdings keine einzige Seite langweilig. Perspektivwechsel und fiese Cliffhanger an den richtigen Stellen sorgen dafür, dass der Spannungsbogen stetig wächst. Und auch die Gefahr aus den Tiefen sorgt dafür, dass man den Roman kaum zur Seite legen möchte. An dieser Stelle hätte ich mir jedoch noch ein wenig mehr Gruselfaktor, mehr von der lauernden Gefahr im Wasser gewünscht. Denn es wird doch relativ schnell aufgelöst, was dahinter steckt. Bei der Protagonistin Leyna ging es mir ähnlich. Sie ist ein mehr als nur ein interessanter Charakter und hat das ein oder andere Geheimnis inne. Sie begleitet den Leser durch die Katastrophe, die La Harb heimsucht, lässt ihn mit ihr leiden und mitfühlen. Dennoch hätte ich mir auch hier ein wenig mehr gewünscht. Sie wirkte als Figur manchmal ein wenig zu rund und glattgeschliffen, gerne hätte ich mehr ihrer Ecken und Kanten kennengelernt, ebenso eine stärkere Charakterentwicklung mitverfolgt. Allerdings bahnen sich hier gegen Ende einige Vorahnungen an, sodass ich hoffe, dass genau dies im nächsten Band umgesetzt wird. Für ein echtes Lesehighlight hat mir ein klein wenig gefehlt, allerdings ist "Der Zorn der Regenmacher" sehr nah dran gewesen. Dieser High Fantasy Roman ist bildgewaltig, packend, düster und macht das Lesen zu einem echten Erlebnis. Wer Lust auf eine Reise in ein fernes Land und eine ferne Zeit hat und sich dabei bewusst ist, dass dieses Buch nichts für schwache Nerven ist, wird hier sicherlich nicht enttäuscht werden. 4/5 Sterne