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Wie Frauenhass und die Kolonisation des Landes zusammenhängen! Dieses Buch ist erschreckend, dunkel düster und dieses Buch ist real und damit auch so eindringlich. Frauenmorde, Gewalt gegen Frauen, Diskriminierung von Frauen. Dies ist nichts Unwirkliches. Das gibt es und ich verstehe nicht, wie es so etwas geben kann, wieso so etwas geschieht. Frauenhass. Was für ein eigenartiges Wort! Was soll mir das sagen? Ich verstehe es nicht! Jeder hat Frauen in der Familie, es gibt also persönliche Bezüge. Jeder wird mit Achtung vor anderem Leben großgezogen. Aber ist dies wirklich so? oder ist dies nur in meiner persönlichen Blase so? Oder ist dies etwa nur meine Wunschvorstellung? Schon in unseren westlichen Welten gibt es diese Ungleichbehandlung. Es ist vieles im Wandel, ja, vieles ändert sich, wird besser. Diese Männerwelt wird weiblicher, diverser. Das geht langsam, aber es passiert. Zumindest in unserer westlichen Welt. Doch wie sieht es im Rest der Welt aus? In den anderen Männerwelten? Dunkel! Dieses Buch hier erzählt uns eine Geschichte aus Brasilien, genauer gesagt aus dem Bundesstaat Acre. Denn Unterschiede gibt es auch in Brasilien. Im moderneren Osten des Landes scheint es für Frauen besser zu sein. Aber nicht ungefährlich, wie die Protagonistin des Buches am eigenen Leib erfährt. Aber im rückschrittlicheren Westen des Landes scheint es noch schlechter für die Frauen bestellt zu sein. Und die Autorin Patrícia Melo beleuchtet hier auch die Ursachen, die in der Kolonisation des Landes begründet liegen. Männliche Kolonisatoren nahmen sich einheimische Frauen aus den indigenen Gemeinschaften zur Frau. Die Indigenen, die schon immer als Menschen unterster Stufe betrachtet wurden, wenn sie denn das Glück hatten, überhaupt als Menschen wahrgenommen zu werden, gaben den Kolonisatoren ihre Frauen nicht freiwillig, hier erfolgte eine gnadenlose Ausrottungspolitik, von der die überlebenden Indigenen heute noch berichten. Die geraubten Frauen gebaren den Brasilianern Kinder, die wieder negativ auf die Indigenen blickten und blicken, weil sie sich zu den Kolonisatoren zählen, obwohl sie längst indigene Wurzeln haben. Was für ein Irrsinn! Und damit wird neben dem Machismo in den lateinamerikanischen Ländern und dem dazugehörigen Frauenhass und der allgegenwärtigen Korruption auch die Stellung der Indigenen im Land in diesem Buch thematisiert. Was der Autorin ganz wunderbar gelingt! Dieses Buch beschäftigt sich mit der Misogynie und den Femiziden, aber auch mit den Ureinwohnern des Landes. Die Autorin hat wunderbar recherchiert, was das Nachwort bestätigt. In den Kapiteln, wo die Protagonistin in die Welten der Indigenen eintaucht, wird eine Liebe und eine Verbundenheit zu deren Kulturen verdeutlicht. Das ist interessant gemacht. Denn dieses Buch zeugt von neueren Ansichten zu den Indigenen des Landes. Das gefällt mir sehr, brennt doch mein Herz schon seit Jahren für die indigenen Einwohner der Amerikas. Ich bin neugierig, wie dieses Buch wohl in Brasilien und anderen Ländern Lateinamerikas wahrgenommen wird, wie der lateinamerikanische Macho dieses Buch wahrnimmt, sofern er denn lesen kann!