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Entführung erweitert den Blickwinkel Wer den ersten Satz des Klappentextes liest, mag vielleicht denken: Nee, dass ist zu grausam, ein Kind ausversehene entführt, weil das Auto der Eltern gestohlen wird. Too much! Aber bitte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Denn ja, es geht um eine Entführung wider Willen, aber es kommt dann ganz anders als dieser Satz vermuten lässt und ist ein SEHR lesenswerter Roman! Henry, eigentlich Henriette, ist ein 12jähriges Mädchen, dass auf der Rückbank pennt als ihre Mutter Marion Einkäufe ins Haus schafft und das parkend in zweiter Reihe in Berlin Wilmersdorf. Nun, Sven ein Automechaniker ohne Job meint hier eine schnelle Nummer abziehen zu können und klaut das dicke Auto und erhofft sich viel Geld damit zu machen. Tja und dann ist die Tochter dummerweise noch hinten drin. So ist der Auftakt einer Geschichte, die Florian Gottschick, im ersten Leben Drehbuchautor, nun zu Papier gebracht hat als sein Erstlingswerk. Also der erste Roman, denn Drehbücher kann er schreiben und ist damit schon sehr erfolgreich. Nun also auch gelungen in Romanform! Es ist unheimlich gut gelungen, diese skurrile Geschichte -die übrigens so ähnlich einer Freundin von ihm passierte – zu schildern. Klar, wie sollte es anders sein, es liest sich wie Kino im Kopf bloß mit sehr viel mehr Tiefe. Denn die Charaktere sind gut ausgestaltet und sind sehr plastisch. Beeindruckt hat mich die gelungene Porträtierung der Protagonistin Henry in ihrer ungestümen pubertierenden Art, die hier unverhofft Abstand gewinnt zu den unausgesprochenen Erwartungen ihrer Eltern. Und hier liegt auch die Stärke des Romans, ein zarter liebevoller Blick auf die unebenen Momente im Leben und auch eine coming-of-age Geschichte der jungen Dame. Tja, und das großartig kombiniert mit einem Abenteuer der Entführung durch einen dem die Zündschnur leider durchgebrannt ist. Fazit: Hört sich alles andere als innovativ an, ist es aber! Große Empfehlung dieses sehr gelungen Romans zweier Antihelden, die gegensätzlicher nicht sein könnten, aber ins Gespräch kommen. Bitte unbedingt lesen bevor der Film entsteht, denn die Filmrechte sind bereits verkauft!