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Die Achtung vor anderen Menschen ist unser höchstes Gut Eine absolut interessante Thematik hat sich Matthias Jügler hier ausgewählt. Es geht um die DDR, es geht um den Verlust, es geht um die Zerstörung einer ganzen Familie. Das Ganze wird anfänglich aus den Kinderaugen heraus erzählt und je älter der Junge wird, desto mehr erweitert sich der Blickwinkel auf die Geschehnisse und die erzählte Geschichte wird erfassbar. Einige Informationen zu seiner Familie bringen den jungen Mann Johannes dann später dazu Nachforschungen anzustellen und heraus kommt eine makabre und erschreckende Geschichte über die Stasi und ihre furchtbaren Machenschaften. Eine zutiefst albtraumhafte Geschichte über die zermürbenden Möglichkeiten einer Institution, die im realen Leben intensiv genutzt wurden und in der die Menschenleben nicht viel zählten. Und das obwohl sich die Machthaber so menschenfreundlich sahen und ihren Gegnern diese absprachen. Ohne Worte! Man mag sich gar nicht vorstellen, was dieser fortlaufende Verlust mit dem Charakter Johannes angestellt hat. Und da ist dies hier ein fiktiver Johannes. Wie viele Geschichten, die ähnlich wie die von Johannes klangen, mag es wohl im realen Leben gegeben haben? Die Geschichte, die der Autor Matthias Jügler hier aufs Papier zaubert, ist fesselnd und ebenso auch erstaunlich, denn der Autor ist 1984 in Halle geboren und hat von daher die Stasi nicht erlebt, aber von ihren Taten wohl durchs Hörensagen erfahren. Dies muss sehr nachhallend gewesen sein. Denn dieser Roman in seiner Kürze (170 Seiten) und der trotz dieser Kürze erreichten Intensität ist schon außergewöhnlich. Außergewöhnlich gut! Und absolut real rüberkommend. Ein Vier-Sterne-Buch! Als ich dann aber auf MDR Kultur einen Bericht über das Buch und dessen Entstehung las, änderte ich meine Bewertung. So viel Schaffenskraft und so viel Akribie gehören einfach gewürdigt. Lest dazu am besten selbst diesen Artikel auf MDR Kultur im Netz, "Matthias Jüglers Roman "Die Verlassenen": Ein Meisterwerk der Täuschung" von Rebekka Adler, MDR Kultur. Was der Autor hier geschaffen hat und vor allem wie er das geschaffen hat, ist schon außergewöhnlich. Außergewöhnlich gut!