nina 🌸
Tolle Idee mit schwächelnder Umsetzung. Zur Geschichte: Ich habe mich riesig auf dieses Buch gefreut, da queere Protagonist:innen im Fantasy-Bereich immer noch viel zu selten sind und war dementsprechend sofort Feuer und Flamme für die Geschichte von Rowan und Ash. Leider konnte mich die Umsetzung dann letztendlich nicht so sehr von sich überzeugen und begeistern wie erhofft... Die Geschichte braucht eine ganze Weile bis sie an Fahrt aufnimmt, da zunächst einmal die Charaktere und das Worldbuilding ausführlich vorgestellt und beschrieben werden. Es wurde viel erklärt, was einerseits einen guten Überblick bot und damit auch sehr hilfreich für das Verständnis war, anderseits aber natürlich nicht gerade spannungsfördernd war. Ich habe das Buch über einen längeren Zeitraum hinweg gelesen, da ich in den letzten Tagen/ Wochen leider kaum Zeit zum Lesen fand. Dieser Umstand gepaart mit dem langsamen Einstieg gaben mir das Gefühl, überhaupt nicht in der Geschichte voranzukommen und das war schon ziemlich ermüdend. Damit will ich aber nicht sagen, dass diese Geschichte überhaupt nicht spannend gewesen wäre, denn das war sie definitiv, sie hat sich nur Zeit gelassen und für meinen Geschmack war es (unabhängig von meinem eigenen Lesetempo) etwas zu viel Zeit. Gegen Ende habe ich trotzdem mit den Charakteren mitgebangt und mitgefiebert und das große Spektakel sehr genossen. Ich fand die zweite Hälfte des Buches insgesamt auch deutlich stärker als die erste. Langsame Einstiege sind einfach nicht mein Fall, zumindest nicht bei Fantasyromanen. Christian Handel hat viele kreative Elemente in die Geschichte eingebunden und mich damit sehr fasziniert. Seinem Ideenreichtum schienen keine Grenzen gesetzt zu sein und durch seinen bildhaften und anschaulichen Schreibstil konnte ich das Beschriebene beim Lesen auch noch förmlich mit eigenen Augen sehen. Allerdings war es mir an mancher Stelle fast schon etwas zu viel des Guten. Man verliert bei den vielen verschiedenen Handlungssträngen und neuen Charakteren, die immer nur kurz eingeführt oder schnell wieder irrelevant werden leicht den Überblick. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Autor mit diesem Buch zu viel auf einmal erreichen wollte. Für einen Einzelband hat dieses Buch viel Stoff, wodurch einige seiner Teilelemente auf der Strecke liegen geblieben sind bzw. interessante Hintergründe und Erläuterungen außen vor blieben. Stellenweise wirkte diese Geschichte auf mich dadurch oberflächlicher als sie das hätte tun müssen. Vor allem hinsichtlich der Liebesgeschichte hatte ich mir deutlich mehr von diesem Fantasyroman erhofft, da sie diesen schließlich irgendwo auch besonders macht. Queere Fantasy-Love-Stories sind leider immer noch soo selten, dass ich gerne noch viel mehr mitgefühlt und mitgefiebert hätte. Die Emotionen der Protagonisten waren für mich in Bezug auf ihre Gefühle füreinander nur bedingt greifbar, wodurch mich ihre Liebesgeschichte insgesamt leider nicht so sehr erreichen und bewegen konnte wie ich es mir gewünscht hatte. Mir fehlte es an emotionaler Tiefe, Leidenschaft, Knistern und Romantik. Ich wollte Rowan's und Ash's Liebe aktiv fühlen und mitempfinden anstatt nur von ihrer Existenz zu lesen. Das Potenzial dazu war auch definitiv vorhanden. Dennoch habe ich dieses Buch im Gesamten gerne gelesen. Es hat mich gut unterhalten, gefesselt und richtig schön verzaubert. Christian Handel hatte wirklich viele tolle Ideen. Ich mochte die Plots, das royale Setting, die fantastischen Hintergründe und die magische Welt und die queeren Protagonisten waren natürlich ein absolutes Highlight, die Umsetzung weist in meinen Augen jedoch deutliche Entwicklungspotenziale auf. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Rowan's Sicht in der ersten Person Singular erzählt, was gute Einblicke in seine wirre Gefühlswelt und seinen inneren Zwiespalt ermöglichte. Allerdings hätte ich auch gerne mal in Ash's hübsches Köpfchen geblickt. Christian Handel hat interessante und vielfältige Charaktere erschaffen, die hier meines Erachtens blasser wirkten als sie das hätten tun müssen. Ich hätte sie gerne noch besser kennengelernt und länger begleitet, da sie wirklich viel Potenzial boten. Ich werde das Gefühl nicht los, bisher nur einen Millimeter hinter ihre Fassaden geblickt zu haben. Meiner Meinung nach hätte diese Geschichte einfach super als Buchreihe funktioniert. Diesem Einzelband fehlte schlichtweg der Raum für all das, was der Autor offensichtlich realisieren wollte und auch grandios hätte realisieren können, wenn er die notwendigen Seiten dafür gehabt hätte. Zum Schreibstil: Christian Handel beschreibt sehr anschaulich und bildhaft, wodurch man sich beim Lesen alles gut vorstellen kann und das Gefühl hat, diese wundervolle magische Welt mit eigenen Augen sehen zu können. Manchmal waren mir seine Darstellungen zwar etwas zu ausführlich, aber das ist natürlich Geschmackssache. Fesselnd war das Buch für mich trotzdem, insbesondere gegen Ende. Fazit: Ich kann euch dieses Buch definitiv weiterempfehlen, allein schon wegen seiner beiden queeren Protagonisten, aber insgesamt konnte es mich leider nicht ganz so sehr überzeugen wie ich es mir gewünscht hatte. Die Grundidee ist toll, die Plots super spannend und das royale Setting inklusive magischer Komponente habe ich auch geliebt, aber in meinen Augen wollte der Autor mit diesem Buch einfach zu viel auf einmal. Die Geschichte hat zu viele Handlungsstränge und Themen auf zu wenig Seiten erzählt, wodurch bei allen Teilen etwas auf der Strecke liegen blieb und das Ganze überladen wirkte. Aber wie gesagt: "Rowan & Ash" ist dennoch zu empfehlen, da es spannend, fesselnd, unterhaltsam und wunderbar magisch ist. ✨ 3/ 5 Sterne ⭐️