Ladybug
Mehr als ein halbes Jahrhundert nichts dazugelernt Walter Schmidt ist ein ganz besonderes Kaliber. An seiner Seite immer Barbara. Aber die steht eines Tages nicht mehr auf. Für Walter Schmidt eine völlig undenkbare Situation, die er nicht so leicht meistern kann. Aber er kämpft sich durch … Ist dies ein schönes Buch? Nein. Ist dies ein gutes Buch? Ja! Ist dies ein wichtiges Buch? Ich finde schon! Allerdings finde ich den Werbetext nur bedingt stimmig. „Urkomisch“ ist es meiner Meinung nach nicht. Ja, es hat Stellen, bei denen man schmunzeln kann. Aber ab dem Moment, in dem einem klar wird, was wirklich läuft und was gelaufen ist, finde ich gar nichts mehr komisch. Das macht das Buch aber nicht schlecht, im Gegenteil. Gerade diese nicht schönen und nicht witzigen Dinge sind es, die viel zu selten angesprochen werden und hier endlich mal genannt und gezeigt werden. Im Grunde ist Walter Schmidt nämlich ein noch weniger netter Mann, als es schon auf den ersten Seiten zu erkennen ist. Er ist ein böser Mann in meinen Augen, ein schrecklicher Mann. Warum ihm alle alles durchgehen lassen, warum man ihm sogar hilft und beisteht, obwohl alle – außer dem Leser – Bescheid wissen, erschließt sich mir nicht so ganz. Wenigstens ein, zwei Figuren hätten mal auf den Tisch hauen müssen, Tacheles reden, den alten Mann zurechtweißen, ihm ins Gesicht knallen, was für ein Scheusal er ist. Am Ende bleibe ich traurig zurück. Traurig aus vielen Gründen. Auch über mich selbst, weil ich nicht so großherzig sein kann, wie die Figuren im Buch. Weil mir Barbara unendlich leid tut. Weil sich dieses Leidtun nicht auf die aktuelle Situation, sondern ihr ganzes Leben bezieht. Ganz klar – das Buch muss man verkraften und verdauen. Es geht unter die Haut. Alles, was nicht schön ist, kommt hier auf den Tisch. Dinge, die in unserer Zeit längst gar nicht mehr existieren sollten. Einstellungen, die enorm vorgestern sind. Und all das zusammen beutelt, packt, bewegt. Nein, man mag dieses Buch nicht. Aber es ist genial. Fünf Sterne.