Marcus Jordan
Ein schwieriges und außergewöhnliches Buch. Ganz sicher keines, dass ich in eine Reihe stellen könnten oder zu dem mir ein naheliegender Vergleich einfallen würde. Eine sperrige und reduzierte Sprache, bei der ich teilweise an ihrer Übersetzbarkeit gezweifelt habe und die dann immer wieder, quasi plötzlich, geradezu schockierend poetisch und tief schön ist. Eine Geschichte darüber wie eine Hölle ein Himmel sein kann, was alles egal ist, wenn Liebe und Wärme ist und letztlich auch darüber, dass äußere Härte eben Wertigkeit, soziale Verbindlichkeit und Solidarität manchmal erst ermöglicht. Nicht zu letzt ein Buch voller ganz normaler, aber geradezu ekstatischer Liebe. Liebe zur Natur, Liebe für die garstigen, unzulänglichen Menschlein, die wir sind und Liebe für das Wunder des Lebens. "Quoyle ließ sich durch die Gesellschaft zerren, sein Blick fing Waveys Blick auf, Waveys Lächeln, ach, nur ihm galt es, und hinauf in Bunnys Zimmer. Auf der Treppe kam ihm ein Bild. War die Liebe etwa wie ein Tüte gemischter Bonbons, die herumgereicht wurde und aus der man sich mehr als einmal bedienen durfte? Manche brannten vielleicht auf der Zunge, andere erinnerten an Nachtduft. Manche waren inne gallebitter, manche vermischten Honig mit Gift, manche waren schnell hinuntergeschluckt. Und zwischen den gewöhnlichen Lakritz- und Pfefferminzbonbons ein paar seltene; eines oder zwei mit tödlichen Nadeln im Herzen, ein anderes, das Ruhe und sanfte Lust brachte. Schlossen seine Finger sich um dieses?" Ein kleiner Nachtrag - obwohl erwartbar schlecht, war ich neugierig und habe die Verfilmung mit Kevin Spacey, Julien Moore und Judy Dench angesehen. Was für ein kastriertes, mutloses und unwürdiges Machwerk. Gibt es eigentlich überhaupt gelungene Literaturverfilmungen?