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Die Autorin Sabine Weiß hat mit ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ die Geschichte der fiktiven Architektenfamilie Aard weitergeführt. Dieses Buch spielt im 17. Jahrhundert und knüpft nur locker an den Vorgängerroman „Krone der Welt“ an. Es ist also nicht zwingend erforderlich, dass man dieses Werk bereits gelesen hat - man kann „Gold und Ehre“ auch ohne Vorkenntnisse daraus durchaus genießen. Ich hatte vor einiger Zeit (im Dezember 2020) schon „Krone der Welt“ aus der Feder von Sabine Weiß gelesen, welches mir damals gut gefallen hat und mich gut unterhalten hat. Daher war mein Interesse auf ihr neustes Werk natürlich geweckt und zu gerne wollte ich mich wieder mit Familie Aard nach Amsterdam begeben. Auch Hamburg als Handlungsort empfand ich reizvoll, sodass ich mich voller Vorfreude in dieses historische Abenteuer gewagt habe. Ein erster Blick ins Buch zeigt mir, dass dieses mit hilfreichem Bonusmaterial ausgestattet ist. Ein umfangreiches Glossar ist beigefügt wurden und auch die historische Stadtkarte von Hamburg habe ich gerne zu Rate gezogen. Der Schreibstil ist, wie ich es bereits aus vorangegangenen Büchern von Sabine Weiß gewohnt war, wieder sehr angenehm und bildgewaltig. Flüssig lassen sich die Seiten lesen und schnell ist man mitten im Geschehen. Weiß schafft es auch, dass Bilder vor dem geistigen Auge entstehen und man kann sich die damaligen Lebensumstände gut vorstellen und bekommt ein Bild von der damaligen Zeit, wie es gewesen sein könnte. Dennoch ist mir der Einstieg in den historischen Roman ein bisschen schwer gefallen. Durch die ersten Seiten musste ich mich ein bisschen durchkämpfen. Leider kann ich nicht genau festmachen, woran dies gelegen hatte – die ersten Seiten konnten mich nicht hundertprozentig packen. Das Setting in Amsterdam hat mir gefallen, auch die Charaktere waren vielversprechend. Dennoch musste ich mich durch die ersten 50 – 100 Seiten etwas durchkämpfen. Nachdem ein Ortswechsel nach Hamburg anstand, hat sich dieses Gefühl gelegt und ich hatte das Gefühl, dass das Buch jetzt erst so richtig in Fahrt kommt und hatte damit auch ein besseres Lesegefühl. In „Gold und Ehre“ begleitet der Leser wieder die Familie Aard, welche mancher Leser schon aus „Krone der Welt“ geläufig sein könnte. Aber in der Fortsetzung wird quasi eine Generation übersprungen, sodass es nicht zwingend erforderlich ist, dass man den Vorgänger kennt. Die Charakterdarstellung ist umfangreich und realistisch, mir persönlich hat diese gefallen und konnte mich erneut vom Talent der Autorin überzeugen. Benjamin ist einer der Protagonisten und wir lernen ihn als junger Erwachsener kennen. Er war mir schon auf den ersten Seiten sympathisch. Er ist wissbegierig und hinterfragt auch gewisse Gegebenheiten, welche andere hinnehmen. Benjamin will die Umstände dahinter in Erfahrung bringen und macht daher so seine eigenen Experimente, welche nicht immer gelingen. Besonders zu Beginn des Buches ist er teilweise noch recht naiv, dies äußert sich vor allem, als er alleine nach Hamburg geschickt wird und dort ohne fremde Hilfe zurechtkommen muss. In Hamburg lernt er die junge Frau Lucia kennen, dessen Vater hat ein Steinhof betreiben. Nach seinem Tod führt ihn die Mutter übergangsweise weiter. Jedoch muss sich die Familie eine Lösung für die Zukunft einfallen lassen, denn um die Zukunft des Steinhofes steht es nicht zum Guten. Als roter Faden für die Hamburger Perspektive ist die Erbauung des Hamburger Wahrzeichens Michels. Immer wieder wird der Fortschritt des Bauobjektes mit eingebunden. Dem Leser sollte aber klar sein, dass dies nicht der Fokus der Handlung ist – es fließen lediglich kleine Abschnitte über dessen Fortschritt in die Story mit ein. Gut gefallen hat mir auch der Charakter Theo. Dieser will Medizin studieren. Als er jedoch bei einer unüberlegten Handlung von seinem Vater erwischt wird, schickt dieser ihn auf ein Schiff. Auf der Schiffsfahrt soll er dem Schiffsarzt zur Hand gehen und durch die Praxis einiges lernen. Durch seine Erzählperspektive erfährt man viel Interessante über die Schifffahrt zur damaligen Zeit, aber auch medizinisches Wissen wird vermittelt. Sein Strang hat mir überraschenderweise richtig gut gefallen, gebannt habe ich sein Schicksal verfolgt. Ein wesentlicher Charakter in diesem Buch ist auch Samuel. Er ist der Onkel von Benjamin und betreibt Handel, auch ist er in der gehobenen Gesellschaft Zugängen und möchte sich in dieser einen Namen machen. Sein gesellschaftlicher Stand ist ihm wichtig und nur zu gerne würde er sich in die obersten Reihen mit einreihen. Durch seinen Erzählstrang werden die politischen Ereignisse mit in die Handlung integriert und die historischen Gegebenheiten werden näher beleuchtet. Einige historisch relevante Persönlichkeiten lernt man durch Samuel kennen, teilweise werden auch nur die Namen genannt, welche eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt haben. Ich persönlich weiß eigentlich ziemlich wenig über die Geschichte der Niederlande. Daher hat es mir gut gefallen, dass man durch seinen Strang ein wenig was erfährt. Dennoch fand ich manchmal den Schwerpunkt ungünstig gewählt. Teilweise wird hier sehr intensiv über das Geschehen berichtet, man hat das Gefühl, dass man als Leser mitten drin ist. Dann jedoch werden viele Namen erwähnt, welche zuvor noch keine Rolle gespielt haben. Mir ist es manchmal schwer gefallen, die ganzen Namen zu sortieren oder auch einzuordnen. Viele Informationen bekommt man nur häppchenweise und muss sich den Rest als interessierter Leser selber erarbeiten. Auch merkt man in diesen Kapiteln die umfangreiche Recherche am intensivsten. Dennoch ist sie meiner Meinung nach nicht immer gelungen eingesetzt wurden. Hier hätte ich mir mehr Zusammenhänge oder auch Erklärungen gewünscht. Auch hätte ich einen beigefügten Zeitstrahl sinnvoll empfunden, dadurch wäre der Leser vielleicht ein bisschen mehr im Bilde über die historischen Ereignisse gewesen. Etwas ungünstig empfand ich auch das letzte Drittel des Buches. Zuvor wurde das Tempo eher gemächlich gehalten, man hat einen fundierten Einblick in das Leben der Charaktere bekommen. Lediglich im letzten Drittel wird zeitlich enorm gestrafft. Vielen Zeitsprünge erfolgen – auch Szenenwechsel sind nicht unüblich. Dies hat dazu geführt, dass die letzten Seiten auf mich nicht ganz harmonisch gewirkt haben. Sie haben einen gehetzten Eindruck hinterlassen. Manche Szenen wurden nur kurz angerissen. Nur um daraufhin in der Zeit zu springen, sodass man sich aus den Zusammenhängen heraus das Resultat des vorangegangenen Ereignis zusammenbasteln muss. Hier hätten ein paar Seiten mehr dem Buch gut getan. Insgesamt konnte mich Sabine Weiß mit ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ gut unterhalten. Ich habe einiges über die damalige Zeit und die Geschichte der Niederlande im 17. Jahrhundert dazugelernt. Auch die Charaktergestaltung und die Handlung an sich konnte mich überzeugen. Auf Grund von ein paar Kritikpunkten möchte ich jedoch 4 Sterne vergeben.