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Julia K. Stein überzeugte mich in schon in "Chasing Dreams" und "Chasing Fame" mit einem atmosphärischen Setting, liebenswerten Figuren, einem jugendlichen Schreibstil und einer facettenreichen Handlung, sodass ich seit Oktober mit Spannung auf den Abschluss der Montana-Arts-Trilogie gewartet habe. Am 2. Dezember war es nun endlich so weit und ich durfte mit "Chasing Hope" ein drittes und letztes Mal ans Montana College of Performing Arts reisen und die Liebesgeschichte von zwei weiteren Künstlern verfolgen. Das Setting, der Schreibstil und das Kunst-Thema sind wie gewohnt bezaubernd, besonders angetan haben es mir aber die beiden Hauptfiguren, sodass dieser Abschlussteil mein liebster der Reihe geworden ist! Das Cover von "Chasing Hope" passt ganz hervorragend zu dem des ersten und zweiten Teils und erinnert ebenfalls wieder mit den hellen Lichtpunkten und den goldenen Sprenkeln an einen Sommerhimmel, über den ein seidenes Tuch flattert und Blätter ihre Schatten werfen. Nach dem strahlend-hellblauen Hintergrundes des ersten Teils und dem türkis-grünen des zweiten ist dieses Cover hier in einem zarten Rosaton gehalten. Zusammen mit dem weißen Titel gibt das ein sehr hübsches, aber wenig sagendes Gesamtbild ab. Auch der Titel, "Chasing Hope", passt grundsätzlich gut, ist aber auch nicht wirklich ein Alleinstellungsmerkmal. Begeistert hat mich da schon eher die tolle Gestaltung der Innenseiten der Leselaschen der broschierten Ausgabe. Hier ist nämlich eine sehr süße, grob gezeichnete Karte des College Campus und der Umgeben zu sehen, der nicht nur toll aussieht, sondern auch beim Lesen weiterhilft. Erster Satz: "Alle Blicke sind auf mich gerichtet, was sich anfühlt als würde jemand ein Feuer unter mir anzünden." In meiner Rezension zu Band 2 habe ich bemängelt, dass der Mittelteil recht handlungsarm ist, die Nebenfiguren nur am Rande auftauchen und mir emotionale Tiefe gefehlt hat. Gerade die immense Verbesserung des letzten Punkts lässt "Chasing Hope" von Band 1 und Band 2 abheben und in meinen Augen besonders gelungen scheinen. Auch wenn (oder vielleicht auch gerade weil) ich mir Nate und Julie vor Beginn des Buches so GAR nicht als Paar vorstellen konnte, war ich bereits nach wenigen Kapiteln der größte Fan dieses Ships. Die zurückhaltende, in sich ruhende Julie, die in einer Hippie-Kommune auf Hawaii aufgewachsen ist, hat auf den ersten Blick nur äußerst wenig mit dem partywütigen Nate zu tun, der aus altem New Yorker Geldadel entstammt und kaum eine Sekunde stillhalten kann. Auch auf den zweiten und dritten Blick fällt es schwer, die beiden zusammen zu sehen und doch ist da von Anfang an etwas zwischen ihnen, das einem beim Lesen das Herz aufgehen und nicht den kleinsten Zweifel daran bestehen lässt, dass diese zwei genau richtig füreinander sind. Zwar mochte ich auch Yuna und Miles sowie Hazel und Langdon aus Band 1 und 2 sehr gerne, so sehr berührt und emotional abgeholt wie Julie und Nate haben sie mich jedoch nicht. Angesichts der besonderen Liebesgeschichte hätte ich gerne 5 Sterne vergeben. Davon sehe ich nur ab, weil das vor dem Happy End stehende Drama ein klein wenig konstruiert erscheint und schnell aufgelöst wurde. Auch abseits ihrer ganz besonderen Beziehung sind die beiden wahnsinnig tolle Figuren, die ich schnell sehr ins Herz geschlossen habe. Das Spannende an Abschlussbänden von Trilogien ist es, dass wir die Protagonisten schon über längere Zeit als Nebenfiguren in den anderen Bänden kennenlernen durften, also schonmal eine grobe Vorstellung von ihnen im Kopf haben. Julia K. Stein arbeitet sehr gelungen mit den schon vorgefertigten Meinungsbildern ihrer LeserInnen und gibt ihr Bestes, diese im Laufe der Handlung nochmal nachzuschärfen und ab und zu auch überraschenderweise zu widerlegen. So müssen wir feststellen, dass Julie zwar ruhig und unerfahren ist, dabei aber keineswegs unschuldig, während wir erkennen, dass Nate kein gedankenloser Playboy ist, sondern erstaunlich sensibel sein kann. Ebenfalls eine deutliche Verbesserung zu Band 2 sehe ich darin, dass die Nebenfiguren wieder stärker eingebunden werden und "Chasing Hope" so in etwas handlungsärmeren Abschnitten davon profitiert, dass wir das Setting und die Figuren ohnehin schon lieben und es sich anfühlt, wie nach Hause zu kommen. "Keine Ahnung, was es ist, das sie umstimmt - die Frequenz, in die wir uns heute eingeloggt haben, der magische Tag auf der Ranch, der erfrischend kalte See vorhin, das Gefühl, irgendwie ein Teil von diesem College geworden zu sein. Oder es ist der weite Himmel über ihr, das sanfte Licht, das sie milde stimmt. Aber in diesem Moment sagt sie ja." Diese warmherzige Wohlfühlatmosphäre wird auch wieder von Julia K. Steins lebendiger, leichter und sehr bildhaften Art zu schreiben befeuert. Die vorliegende Reihe war meine erste Begegnung mit der Autorin, die ich bislang nur von Instagram kenne, ich habe mich aber schon in Band 1 schnell in ihren jugendlichen, spritzigen Stil verliebt, der der eher langsamen und behutsamen Entwicklung von Figuren und Handlung gegenübersteht. Auch ihren Humor und ihre Fähigkeit, wichtige Statements nebenbei ganz natürlich einzufügen, habe ich schnell zu schätzen gelernt. Auch in "Chasing Hope" bringen die beiden Ich-Erzähler wieder ein paar Probleme und Altlasten mit, weshalb die Stimmung ab und an ins Melancholische tendiert. Während Julie dabei ist, ihre Vergangenheit auf Hawaii mit all ihren Licht- und Schattenseiten zu verarbeiten und in Worte zu fassen, muss Nate einen Weg finden, aus seiner Prokrastination-Selbstsabotage-Schleife zu entkommen und eine gesunde Einstellung gegenüber Beziehungen zu entwickeln. Auch wenn Julia K. Stein das ganze Gefühlsspektrum ausnutzt, dominieren hier aber Stärke, Mut und Hoffnung, welche diese Geschichte über Kunst, Liebe und das Loslassen der Vergangenheit so viel einladender machen als Band 2. "Wir sollen alles wertungsfrei beobachten. Alles ist Material." Nate zuckt zusammen. "Julie, ganz ehrlich? Ausnahmsweise hoffe ich, dass ich nicht nur Material bin. Das wir nicht nur Material sind. Ich habe schon zu viel gesammelt." Die Geschichte hat also viel mehr Facetten, die es schwer machen, ihr ein klares Label aufzudrücken, auch wenn sich "Chasing Hope" zunächst als typischer College-Roman inklusive wilder Studentenpartys, speziellen Mitbewohnern und Lernstress präsentiert. Ein wichtiges Standbein der Story ist wieder einmal die darstellende Kunst in all ihren Formen. Im Montana Arts College werden grundsätzlich Tanz, Schauspiel, Film und Kreatives Schreiben gefördert und durch die verschiedenen Figuren der dreiteiligen Reihe nacheinander verkörpert. Während in "Chasing Dreams" der Schwerpunkt auf Yunas Tanzen und Miles´ Kunst gelegt wurde und die Autorin in "Chasing Fame" in die Welt des Schauspiels eintauchte, bringen Hazel und Nate nun noch das Kreative Schreiben und die Filmproduktion mit ein. Besonders die Entstehung von Nates filmischem Abschlussprojekt und Julies künstlerischer Entwicklungsprozess werden dabei sehr lebensnah und detailliert beschrieben, was nebenbei nochmal die Theorie bekräftigt, dass Bücher über Künstlerseelen einfach die beiden Liebesgeschichten abgeben. "Ich glaube, er ist es wert, Julie. Lass es nicht an deinem Dickkopf scheitern. Du bist so gut darin, anderen Ratschläge zu geben, und so schlecht darin, welche von anderen anzunehmen." Neben der hervorstechenden Rolle der Kunst ist vor allem auch das Setting ein wichtiger Faktor für das Entstehen der ruhigen, aber magischen Atmosphäre, in der alles möglich scheint. Julia K. Stein gelingt es hier das Setting am Montana Arts College weiter auszubauen, in dem sie die ruhige Geordnetheit Montanas gleichzeitig mit dem sommerlichen Hawaii und Nates Heimatstadt New York vergleicht. Während wir die Silverfall Colony auf der Insel Kauai nur aus Rückblicken und Erinnerungen kennenlernen, dürfen wir mit den beiden Figuren New York selbst erkunden. Zwischendurch gibt es auch wieder den ein oder anderen Ausflug in Montanas Landschaft mit der Einsamkeit, der Weite und der rauen Schönheit der Natur, die ich schon in Band 1 als perfekteren Schauplatz für diese ruhige, aber ausdrucksstarke Geschichte schätzen gelernt habe. Nach insgesamt etwa 1250 fiel es mir deshalb trotz tollem und abgeschlossenem Ende ziemlich schwer, das MCPA zu verlassen und hoffe sehr, dass die Autorin vielleicht in einem Spin-Off nochmal dorthin zurückkehrt. Genügend spannende Nebenfiguren gäbe es auf jeden Fall noch (Layla, Eduardo, Iris, ...). Fazit: In "Chasing Hope" bezauberten mich vor allem die beiden Hauptfiguren und deren besondere Beziehung zueinander. Nates und Julies Geschichte bildet einen perfekten Abschluss und gleichzeitig in meinen Augen den Höhepunkt der Montana-Arts-Trilogie und lässt mich gespannt auf weitere Werke der Autorin wartend zurück! 4,5 Sterne