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mabuerele

Posted on 9.12.2021

„...Dabei ist er nicht einmal übermäßig breitschultrig und auch kein Hüne von Gestalt. Aber selten habe ich jemanden gesehen, der das Schwert einerseits so meisterlich, andererseits aber auch so gnadenlos führt wie er...“ Diese Worte spricht Sancho, der älteste Sohn von König Ferdinand I., über den erst 15 Jahre alten Rodrigo Diaz de Vivar, den man später el Cid nennen wird. Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Damit erlebe ich ein Stück der Geschichte der iberischen Halbinsel. Außerdem ist die umfangreiche und tiefgründige Recherche des Autors in jeder Zeile spürbar. Sie gibt dem Buch seine historische Authentizität. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Nehmen wir als Beispiel die Beschreibung einer Schlacht. „...Wie ein Schnitter den Weizen, so mähte sein Schwert die Angreifer nieder, und jeder Streiter an seiner Seite versuchte, es ihm gleich zu tun...“ Hier fällt die bildhafte Sprache auf. Ausführliche Darstellungen der Kämpfe finden sich häufig. Wohltuend für mich als Leser ist allerdings, dass die Folgen kaum Erwähnung finden. Dass Kämpfe Spuren hinterlassen, setzt der Autor als Kenntnis voraus. Deshalb muss er nicht jede Wunde und jedes qualvolle Sterben erwähnen. Auch die Personen werden gut charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihre Taten. Das fällt vor allem bei König Alfonso auf. Der ist häufig beratungsresistent und lässt sich von seinem Jähzorn leiten. El Cid ist ein begnadeter Stratege. Außerdem versteht er es, seine Mitstreiter in seine Pläne einzubeziehen. Für ihn haben die Werte des Rittertums noch Bedeutung. Dabei ist er natürlich nicht fehlerfrei. Wenn er etwas durchsetzen will, kann er auch knallhart agieren. Zu den tiefgründigsten Gesprächen gehören die zwischen el Cid und Yusuf al-Mutaman, dem Sohn des Emirs von Saragossa. Es geht um Toleranz und Achtung der Leistung des anderen. „...Viele meiner Landleute schauen auf ihre maurischen Nachbarn herab und dünken sich ihnen weit überlegen, warum auch immer. Mir hat sich das nie erschlossen, denn allein, wenn ich mich hier in diesem Palast umsehe, muss ich neidlos gestehen, dass es in keinem der nördliche Königreiche ein auch nur annähernd vergleichbares prachtvolles Gebäude gibt...“ Das Leben des el Cid ist ein Auf und Ab. Unter Sancho wird er Bannerträger. Er steht zum ihm, auch als der ihn bitter enttäuscht. „...Sancho gehört meine und auch eure ganze Treue, darauf muss ich bestehen. Er ist unser König und unser oberster Lehnsherr. Gott hat es so gefügt...“ Nach Sanchos Ermordung und der Übernahme der Macht durch Alfonso ändert sich auch el Cids Einstellung. Die beiden können nicht miteinander. Hinzu kommt, dass el Cid keinen Feldzug verliert, was auf den König nicht zutrifft. Letzterer kämpft außerdem nicht mit offenen Visier. Er lässt sich von seine Schwester beeinflussen und ist für jede Intrige zu haben. Das betrifft auch seine Haltung zur Religion. Dabei kommt es zu aberwitzigen Szenen, wie das folgende Zitat zeigt. „...Hatte Jesus Christus denn nicht stets und ständig Frieden gepredigt und jedwede Gewalt verurteilt? Und jetzt sollten zwei Streiter in seinem Namen einen Kampf auf Leben und Tod austragen, nur weil sich die Priester nicht darauf einigen konnten, in welcher Form die Heilige Messe [...] gelesen werden sollte?...“ Im Buch darf ich das Leben von el Cid bis zu seinem Tod begleiten. Natürlich verarbeitet der Autor auch die darüber kursierende Legende. Eine Karte von Spanien, ein Personenregister, eine Zeittafel und ein Glossar ergänzen das Buch. Außerdem trennt der Autor in einem Nachwort Realität und Fiktion. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt auch, wo in der damaligen Zeit die Fronten zwischen Toleranz und Fanatismus verliefen. Das betrifft sowohl den Islam als auch das Christentum.

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