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renee

Posted on 9.12.2021

Familienbande Dilek Güngör blickt hier auf eine Vater-Tochter-Beziehung, in der eine Entfremdung Einzug gehalten hat. Eine Entfremdung durch eine Veränderung der Tochter, eine Entfremdung durch ein entfernteres Leben, eine Entfremdung durch die unterschiedlichen Geschlechter, eine Entfremdung durch unterschiedliche Kulturen. Man kann hier wirklich viel hinein interpretieren. Es kann allerdings auch nur eine Entfremdung durch eine Veränderung sein, die Veränderung des Erwachsenwerdens der Tochter, also auch ein gewisser Verlust des Vaters. Und ein Blick auf das Älterwerden des Vaters. Interessant. Ipek nutzt eine Reise/eine Abwesenheit der Mutter zum Besuch des Vaters, möchte wieder eine Verbindung zum Vater herstellen, in einer Zweisamkeit herausfinden, wo sie und ihr Vater stehen. Ein berührendes Buch. Aber die Nominierung des Buches für die Longlist des Deutschen Buchpreises verstehe ich hier leider nicht. Dieses Buch ist gut, ja, interessant geschrieben, ja, aber es ist leider nicht außergewöhnlich gut in meinen Augen. Und etwas mehr Herausstechen aus der Masse wünsche ich mir bei den Nominierten des Deutschen Buchpreises schon. Auch hätte eine Erweiterung des Erzählten, eine ausführlichere Geschichte von Ipek und ihrem Leben in der Familie dem Buch wahrscheinlich geholfen. Denn erzählen kann die Autorin. Das merkt man den wenigen Seiten durchaus an. Dennoch ist "Vater und ich" für mich das bisher schwächste Buch der von mir bisher gelesenen Nominierten des Deutschen Buchpreises. Schade!

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