Nachtblume
Ich liebe Listen und ich liebe Bücher solcher Art und vor allem liebe ich "10 Dinge, die ich an dir hasse". Da war es also nur eine kurze Frage, ob "15 Gründe, dich zu hassen" ebenfalls etwas für meinen Geschmack wäre. Gestartet bin ich richtig gut. Das Buch lässt sich angenehm lesen und man kommt schnell voran. Der Schreibstil ist einfach, aber dem Setting angemessen. Das Eintauchen in die Geschichte und das Kennenlernen von Alice, Ty, Zara und Jackson hat wirklich Spaß gemacht. Wobei mir Zara und Jackson schon fast zu präsent waren, dafür, dass sie die besten Freunde der Hauptfiguren sind. Alice und Ty sind solide Protagonisten. Sie sind sympathisch, haben aber ihre Ecken und Kanten - darum geht es ja quasi die ganze Geschichte lang. Hier fangen dann aber auch schon die ersten Kritikpunkte an. Während ich zu Beginn dachte, Zara wäre diejenige, die mir ordentlich auf den Keks geht, fing Alice allmählich an, mich mit ihrer Nörgelei zu nerven. Vieles an ihr ist toll und man merkt, dass sie eine Figur sein soll, die man mögen kann. Aber sie ist zeitweise so naiv und quengelig wie ein Kleinkind. Mit 17 Jahren hätte ich mir da manchmal ein bisschen mehr erhofft. Allerdings teilen wir die Liebe zu Blumhouse Productions Horrorfilmen und das ist schon ziemlich cool. Trotzdem hat sie mir die meiste Zeit einfach zu sehr 'n Brett vor'm Kopf, wenn man das mal so salopp formulieren möchte. Zara wird übrigens auch deutlich erträglicher, auch wenn ich ihre Geschichte ziemlich öde fand und sie, wenn es nach mir ging, nicht so ausgebreitet hätte werden müssen. Mehr als einmal hätte ich mir die Geschichte übrigens aus Tylers Sichtweise gewünscht, weil seine Beweggründe teilweise einfach unerklärlich sind. Leider finde ich die Story insgesamt recht oberflächlich, da alle Figuren irgendwie laufende Klischees sind und die Charakterentwicklung kaum bis gar nicht vorhanden ist, aber dass dann auch noch Plotholes vorhanden sind, bricht der Geschichte ein bisschen das Genick. Es werden Dinge erzählt, die dann nicht aufgeklärt werden, vieles ist nicht so eindeutig, wie man sich das vielleicht beim Schreiben dachte und dann saß ich hinterher da und dachte mir "Echt jetzt? Aber was war denn jetzt noch mit x, y und z?" Das stört mich wirklich enorm. Übrigens würde ich mir wirklich wünschen, dass man sich selbst bei Figuren, die unsympathisch sein sollen, sich wenigstens den Hauch einer Mühe gibt, sie nicht unausstehlich werden zu lassen, sonst verfehlen sie in meinen Augen ein bisschen den Zweck in der Geschichte. Wenn ein anderes Love Interest auftaucht, das direkt zum Kotzen ist, dann habe ich absolut keine Sorge, dass sich die Protagonistin vielleicht doch anders entscheidet, als ich zu Beginn annahm. Aber vielleicht soll das auch so sein, denn das Buch ist von vorne bis hinten eigentlich total vorhersehbar. Für mich gab es keine Überraschungen, was es leider auch langweilig macht. Hier und da gibt es ein paar Längen, aber ansonsten gefiel mir das Tempo der Geschichte - mit oben genannten Ausnahmen - ganz gut. Lediglich das Ende wirkte dann auch wieder hastig zusammengebastelt. Zusätzlich hätte ich mir übrigens mehr von dem Projekt erwartet. Irgendwie ging es nur um Kleinigkeiten, die total banal sind. Erwartet hatte ich da doch eher Besonderheiten, die dann auch dementsprechend zum Fazit passen. So sind es eine Ansammlung von Kleinigkeiten, die jeden nerven würden und mit denen man das Ergebnis nicht so wirklich nachvollziehen kann. Außerdem: Längen und Figuren, Szenarien oder Konflikte, die keinen Sinn haben, außer Seiten zu füllen, sind überflüssig und man hätte das sicher besser lösen können. Es kann einfach nicht sein, dass Streitthemen in den Raum gestellt werden, die dann nicht aufgeklärt werden und am Ende ist einfach alles Friede, Freude, Eierkuchen. Gerade wenn es zuvor so viel um Psychologie ging und es eigentlich hieß, wie wichtig es ist, miteinander zu reden. Dafür wird hier viel zu wenig miteinander geredet und das Buch zeigt hervorragend, wie das leider nicht funktioniert. Hier wurde einiges an Potential liegen gelassen. Insgesamt ist "15 Gründe, dich zu hassen" eine nette Geschichte, hebt sich aber weder von anderen Stories dieser Art ab, noch bringt sie das gewisse Etwas mit. Viel eher macht sie sich durch die Lücken in der Handlung, fehlende Er- oder Aufklärung und Oberflächlichkeiten selbst ein bisschen schlecht, ist langweilig und lässt mich nach Beenden des Buches frustriert, ob der ungeklärten Dinge, zurück.