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Schon in "Die Highlanderin" hat Eva Fellner auf eindrucksvolle Art und Weise bewiesen, dass es möglich ist, eine Geschichte über Assassinen, Medikusse und Highlander vor der Kulisse des schottischen Unabhängigkeitskrieges am turbulenten Anfang des 14. Jahrhunderts zu erzählen und hat mich total süchtig nach dieser verrückten Mischung werden lassen. Auch die Fortsetzung, "Das Leben der Highlanderin" führt nun wieder hochspannend, komplex und gut recherchiert durch die schottische Historie und erzählt dabei die Geschichte unserer besonderen Heldin zu Ende! Zwar gibt es auch in Band 2 einige Punkte, die ich kritisieren muss, insgesamt hat er mir aber um Welten besser gefallen als Band 1. Das Cover des Aufbau Verlags zeigt wieder eine Frau mit wehendem Kleid und roten offenen Haaren, die von einem schroffen Felsen auf eine raue, gewitterumwölkte Landschaft hinabblickt, über der der Titel in großen, goldenen Letter schwebt. Auch wenn diese Aufmachung sehr typisch für das Genre ist, gefällt mir die Band 1 sehr ähnliche Gestaltung als Ganzes wieder sehr gut. Schade ist nur, dass die abgebildete Frau nur sehr wenig an unsere Protagonistin Enja erinnert, die zum einen sehr helle, fast schon weiße Haare hat und zum anderen keine Kleider trägt. Innerhalb der Buchdeckel ist die Geschichte in 13 größere Kapitel geteilt, die jeweils abwechselnd auf zwei Zeitebenen spielen. Jene Kapitel sind dann nochmal in kürzere Szenen gegliedert, sodass man auch als Fan von kurzen Kapiteln auf seine Kosten kommt. Erster Satz: "Eine Kathedrale wie von Gott geschaffen, ging es mir durch den Kopf, als ich das imposante Gebäude zum ersten Mal sah." Am besten starten wir den inhaltlichen Teil der Rezension mit einer kleinen Rekapitulation, wo wir zu Beginn der Handlung von "Der Weg der Highlanderin" auf den beiden Handlungssträngen stehen und wo Band 1 gestoppt war. Der erste Handlungsstrang begann in "Die Highlanderin" im Mai 1307 in Schottland und erzählte von unserer erwachsenen Protagonistin Enja, die in die Wirren des schottischen Unabhängigkeitskrieges verstrickt wurde und zwischen den Fronten des englischen und des schottischen Königs um einen friedlichen Ort zum Leben für sich und ihre Lieben kämpft. Zuletzt hatten wir sie in einem fiesen Cliffhanger in ihrer Burg mit dem schottischen König im Inneren und dem englischen als Belagerer davor zurückgelassen. In Band 2 wird ihre Neutralität als Landbesitzerin im schottisch-englischen Grenzland erneut auf die Probe gestellt, als sich die Linien des Kriegs abermals verschieben und schon bald muss sie sich zwischen ihrer Freiheit und der Liebe zum schottischen Clanführer James Douglas entscheiden. Der zweite Handlungsstrang startete 1289 in Island und erzählte Schritt für Schritt, wie die damals noch kleine Enja von ihren Eltern auf eine Reise ohne Rückkehr geschickt, sie durch Menschenhändler in den Orient verschleppt wird und dort von einer Station zur nächsten verschiedene Ausbildungen durchläuft. Band 1 endete ja damit, dass die frisch gebackene Prinzessin Enja mit dem halben Schatz des Assassinenkönigs Hassan I-Shabbah auf dem Weg nach Masyaf ist. In Band 2 wird auch dieser Strang fortgesetzt. Dafür kehren wir in Kapitel 2 nach Syrien ins Jahr 1300 zurück und warten gespannt auf die Erklärung, wie eine hellhaarige Isländerin mit Sklaventattoo auf der Stirn und einer Entourage an seltsamen, diversen Gestalten überhaupt mitten im schottischen Unabhängigkeitskrieg gelandet ist. "Die Melancholie, die uns alle befiel, hatte nichts damit zu tun, ob wir uns über unser neues Zuhause freuten oder nicht. Fast jeder hier hatte eine oder mehrere Seelen in diesem Land verloren - Seelen, die sie jetzt nur noch im Herzen mittragen würden in eine Zukunft, die keiner vorhersehen könnte. Ich hoffte nur, diese Zukunft würde uns alle näher an unsere Träume und Ziele bringen" Wie schon bei Band 1 hat mir wieder sehr gut gefallen, dass man die Geschichte sowohl als historischen Roman, als auch als Abenteuerroman lesen kann, da "Der Weg der Highlanderin" sich zu keinem Zeitpunkt in langen Ausführungen oder Erklärungen des politischen Klimas etc. verliert, sondern sich stark auf die Erlebnisse der Protagonisten konzentriert. Für die ein oder andere LeserInnen werden die Erklärungen oder Einbettungen in den historischen Kontext vielleicht etwas zu knapp geraten sein, mir hat der Fokus aber gut gefallen, da es nichts Anstrengenderes gibt, als historische Romane, die zu stark von der Handlung abweichen und sich im belanglosen Inforausch verzetteln. Spannend ist auch, dass Eva Fellner hier Wahres mit Fiktion mischt und vergangene Zeiten auf eher moderne Einstellungen treffen lässt. Was genau nach historischen Überlieferungen wirklich passiert ist und welche Ereignisse ihrer eigenen Fantasie entstammen, erklärt die Autorin in einem kurzen Nachwort. Die Frage, ob alles, was hier im Laufe der Handlung passiert, wirklich realistisch ist, fegt die Autorin dabei sehr geschickt vom Tisch, in dem sie die Figuren selbst erkennen lässt, dass Enja erstaunlich viel Glück zu haben scheint. "Der Weg der Highlanderin" landet zwar nicht wirklich in der Mystik-Schiene, die Enjas weitsichtige Instinkte oder ihr Talent, sich wahnsinnig schnell anzupassen, oder zu heilen, mit Magie zu erklären versucht. Durch das Einbinden von Vorsehung, Schicksal und Religion wird das unwahrscheinlich Erscheinende jedoch passend eingebettet, sodass es im Gesamtkontext stimmig wirkt. In dieser Fortsetzung rückt nun die Protagonistin stärker in den Vordergrund und auch die zuvor nur zart angedeutete Liebesgeschichte bekommt hier deutlich mehr Raum sich zu entfalten. In meiner Rezension zu Band 1 hatte ich kritisiert, dass sich die Autorin während ihrer komplexen Handlung nicht genügend Zeit für die Gefühle ihrer Figur nimmt und uns die spätere stahlharte Kriegerin emotional ferner bleibt, als die junge Enja, die wir in den Rückblicken erleben. Im Laufe der Handlung verstehen wir nun immer besser, weshalb unsere Heldin mit der Zeit so zu einer Kriegerin abgestumpft ist und lernen mehr über ihren Weg, die Figuren, die wir später an ihrer Seite sehen und können uns so mit der Zeit auch mehr mit der erwachsenen Enja identifizieren. Wo Enjas emotionale Reifung oder allgemein ihre Gefühlen trotz der sehr nahen Ich-Perspektive in Band 1 nur in geringem Maße auf die Leserschaft übertragen wurden, zeigt sie nun auch ab und zu verletzliche Seiten, Komplexe und ist durch das bessere Verständnis ihres Werdegangs auch auf den zweiten Blick eine viel spannendere Figur. Dass sie mich auf den ersten Blick schon für sich einnehmen konnte, da sie als starke Frau, die sich im gegebenen historischen Kontext emanzipiert, sich für Heilkunde, Fortschritt und Forschung einsetzt, stark aus dem Klischee der Historien-Protagonistinnen ausbricht, steht hingegen gar nicht zur Debatte. "Eines hatten beide Länder gemeinsam: Hier wie da waren es die Schwächsten, die unter Kriegen litten, die sie nicht entfacht hatten." Mein Hauptkritikpunkt in meiner Rezension zu Band 1 war ja gewesen, dass die Geschichte abrupt in einer der wichtigsten Szenen mit tausenden offenen Fragen endet, ohne die beiden großen Handlungsstränge stimmig zusammengeführt zu haben. Diese Zusammenführung findet in "Der Weg der Highlanderin" nun endlich statt und wir erfahren, aus welchem Grund es Enja nach Schottland verschlägt. Trotzdass dieser Bogen hier geschlagen wurde, bleibt für mich wieder die Verwirrung und das leichte Gefühl der Überfüllung zu kritisieren, welches mit der komplexen und verschachtelten Erzählweise einhergeht. Denn statt durchgängig aus der Sicht der Protagonistin Enja zu erzählen, wechseln sich hier Er-Erzähler aus den Perspektiven von wichtigen Nebenfiguren wie Hal oder James und auktoriale Zwischenepisoden mit dem personalen Ich-Erzähler ab. Dazu kommt, dass die Autorin hier nicht nur mit ihren Erzählperspektiven jongliert, sondern der Roman wie bereits erwähnt auf zwei Zeitebenen rangiert, die abwechselnd in jedem Kapitel verfolgt werden. "Krieg war keine gute Zeit für uns Frauen. Egal, welcher Mann gewann, wir hatten immer verloren." Zugutehalten muss man dem Roman, dass die Einbindung der Vorgeschichte, die Schritt für Schritt erzählt, wie sie zu der Frau geworden ist, die wir in Schottland handeln und kämpfen sehen, die Haupthandlung gerade erst interessant macht. Positiv anzumerken ist auch, dass die einzelnen Motive - Wikinger, Orient, Medicus, Harem, Assassinen, Highlander, Krieg - überraschend flüssig ineinander übergehen und man sich mit der Zeit an die verschachtelte Erzählweise gewöhnt. Schade ist jedoch, dass die vielen Zeitsprünge dafür sorgen, dass die einzelnen Parts nicht ausreichend auserzählt werden können. Teilweise wirken die einzelnen langen Kapitel wie Episoden einer narrativen Historien-Doku, die sich ein historisches Ereignis und Enjas abenteuerliche Verstrickungen darin jeweils gesondert vornehmen. Statt Enjas Geschichte fortlaufend mit klarem roten Faden zu erzählen, weiß man am Ende eines Kapitels nie, wohin sich die Handlung weiterbewegen wird. So verschwendet die Autorin leider eine Menge Potential. Besonders nachdem sich die beiden Handlungsstränge und Zeitebenen getroffen haben, verliert die Geschichte ein wenig ihre Orientierung und lässt einen klaren Endpunkt vermissen. Denn während der Rückblick-Strang auf ein ganz klares Ziel zu lief - nämlich zu erklären, wie Enja als Prinzessin in Schottland gelandet ist -, springt die nun einsträngige Haupthandlung eher ziellos von einer actionreichen Szene zur nächsten, bis sie zum Ende kommt. "Lasst uns zusammen Schottland erobern, meine Rebellenbraut. Ich möchte Euch an meiner Seite! Eure Klugheit, Stärke und Anmut werden alles aus meinem Weg räumen. Zusammen erobern wir ganz Schottland!" Jenes Ende ist definitiv rund und ein würdiger Abschluss von Enjas abenteuerlicher Reise. Ohne zu viel verraten zu wollen muss ich aber noch anmerken, dass mir noch eine Rückkehr Enjas zu ihren Wurzeln fehlt, was den Kreis der Handlung endgültig geschlossen hätte. Auch eine Wiedervereinigung mit Hal und das Geständnis seiner Liebe blieben uns verwehrt. Zwar sind Hals Gefühle für die LeserInnen offensichtlich, für einen wirklich hundertprozentigen Abschluss hätte ich mir noch ein paar klärende Worte zwischen den beiden am Ende gewünscht. Fazit: "Der Weg der Highlanderin" führt wieder hochspannend, komplex und gut recherchiert durch die schottische Historie und bringt die Geschichte einer besonderen Heldin zu einem würdigen Ende! Schade ist, dass auch hier wieder viele Zeitsprünge und Perspektivenwechsel den roten Faden zerfasern und der Roman unter der verschachtelten Erzählweise leidet, obwohl Band 2 viel runder erscheint und einiges besser macht als Band 1.