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thursdaynext

Posted on 2.12.2021

Bilderbücher auf die alle gewartet haben „Dort wo alle gliglaglücklich sind Wo man Seifenblasen pupst als Kind, wo die Schnecken Sirup schleimen, wo sich alle Sätze reimen, sagt ein Einhorn ständig: NEIN Das muss wohl das NEINhorn sein. Reime kann es gar nicht leiden, drum will ich sie ab jetzt, äh, nicht mehr machen.“ Kleine Mädchen lieben Einhörner. Bunt, regenbogenfarben, pink, niedlich und nett anzusehen. Ein Geschlechterklischee? Nein, laut meiner über Jahre betriebenen empirischen Studien (die wissenschaftlich gesehen sicher untauglich sind, aber sich wie die meisten unseriösen Behauptungen auf erlebte Fakten beziehen) ist es so. Zumindest in den Kreisen in denen ich mich beruflich bedingt so rumtreibe. In diesen Kreisen haben die Mädchen plötlich wieder die üblichen bekannten zugewiesenen Kleiderfarben (PINK!) und niedlich und die Jungs werden wieder in die blau, schwarz, grün und blau Töne gedrängt. Pieselt sich mal jemand ein und es gibt nur noch eine Hose in den Farben des falschen Geschlechts zum Umziehen in der Kita ist der Jammer groß. Vielen Dank hierfür an die äußerst erfolgreiche Werbeindustrie die den Konsumrausch gekonnt ankurbelt, indem sie Klamotten, Spielsachen und Schulranzen für jede dieser von ihr hervorgerufenen Vorlieben zur Verfügung stellt und somit die Wirtschaft und Ressourcenverschwendung trefflich ankurbelt. Marc -Uwe Klings Einhorn Bilderbuch kommt zwar auch niedlich und in netten Farben und zuckersüßen Bildern (von Astrid Henn, Chapeau!) daher, bricht aber wunderbar Klischees auf und hat zudem noch pädagogischen Nutzwert, indem es auf’s Schönste mit Sprache spielt. Die kids (beiderlei Geschlechts) lieben es, auch dafür, dass es schlechte Laune haben darf und seinen eigenen Weg geht. Praktischerweise ist jetzt der Nachfolger des Einhorn Bilderbuchs rechtzeitig zum verschenken erschienen. Ich empfehle daher beide Bände, da beim Lesen und Betrachten von „Das Neinhorn und die Schlangeweile“ sonst wichtige Informationen zu den Protagonisten der „KönigsDochter“, dem „NaHund“ und dem „WasBär“ verlorengehen. Aus Sicht der Sprachförderung ist „Das Neinhorn und die Schlangeweile“ ein großer Gewinn. So viele Zisch- und S Laute die mitgezischelt und gessssssst werden können, der Sprachwitz und der Detailreichtum machen auch den Nachfolger des Neinhorns zu einem Sprachspaßschatz. Die klare Botschaft, die ein Lob der Freundschaft singt und deutlich macht, dass Freunde sich zwar streiten können, Freundschaft aber Kompromisse benötigt und ein Entgegenkommen, hat auch was. Wie das geht, erfahren die LeserInnen in dieser wieder sehr gelungenen Fortsetzung der Abenteuer des regenbogenbunten, niedlich anzusehenden stets verneinenden, kleinen, behörnten Ponys. Wer es so wie ich liebt und gern selbst behalten möchte, nennt es einfach Graphic Novel und gönnt sich. Der Spaßfaktor ist hoch und die wunderbar wimmelige, verrückte bunte Welt ist sehr aufbauend.

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