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Kann Liebe trotz generationsübergreifender und persönlicher Traumata gelingen? Mirna Funks zweiter Roman „Zwischen Du und Ich“ zeigt die Bruchstellen im Leben auf und erzählt eindrücklich wie eine Versöhnung mit diesen gelingen kann. Die 35-jährige Nike nimmt spontan ein Jobangebot in Tel Aviv an und tauscht für ein Jahr ihre Wohnung in Berlin-Mitte gegen eine in Strandnähe in Tel Aviv. Sie plant Alija (Einbürgerung) zu machen. Als sie auf Noam trifft – Kolumnist bei einer linken großen Tageszeitung – spüren beide eine große Vertrautheit. Nike öffnet eine lang verschlossene Tür und lässt ihn in ihr Leben. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch Noams Rucksack ist ebenso schwer wie ihrer und er versteckt einen großen Teil seines Lebens vor ihr: „Auch Noam fühlte sich dunkelblau. Wenn er irgendetwas über seine Seele sagen konnte, dann war es, dass sie diese Farbe trug“. Noam und Nike gehen ganz unterschiedlich mit ihren Verletzungen, die sie geprägt haben um. Sie treffen mit schwerem Gepäck aufeinander: „Darin stecken mehrere 1000 Jahre Verfolgungsgeschichte“, so die Autorin. Funks Roman ist rasant und intensiv. Einfühlsam erzählt sie von der Gewalt – die tief in Nikes und Noams Familiengeschichten steckt – von Liebe, Verletzungen, schmerzhaften Erinnerungen, Familienzugehörigkeiten und der Komplexität menschlicher Bruchstellen.