wandanoir
Dorfleben in all seiner Ärmlichkeit: Auf seine Art perfekt. Ein kleines, sehr kleines Dorf irgendwo in Russland, weit weg, an einem Fluss, der „der Fluss“ heißt. Fluss und Wetter spielen eine wichtige Rolle im gemächlichen Leben. Der Kommentar: Die Autorin versteht es wie vielleicht sonst keine, die zum Teil brutalen Vorkommnisse eines Dorflebens in Andeutungen zu verstecken. Vordergründig geschieht nichts, aber zwischen den Zeilen verstecken sich Geschichten. Da passiert etwas. Aber was? „Es gibt so viele Versionen der Geschichte wie Bewohner im Dorf.“ Hallo. Das kennen wir. Diese Aussage hat etwas Allgemeingültiges. Die Bewohner im Dorf werden weniger. Manche verschwinden. Dafür sind die Geister verantwortlich, sagt man sich. Die Flussgeister. Die Waldgeister. Im Dorf gibt es zwei Parteiungen. Warum? Weil. Ich sags nicht. Es liegt jedenfalls nicht am Röhrchen, das Ilja studiert und damit das Wetter vorhersagt. Sondern weil Iljas Frau mal was mit Pjotr hatte. Ausgesprochen wird im Dorf nichts. Obwohl es einige Konflikte gibt. Und Gefahren auch. Die Gefahren kommen von ausserhalb. Wo sie immer her kommen. Jetzt hab ichs doch gesagt, das mit Iljas Frau. Der Roman ist in all seiner Schlichtheit zauberhaft und dabei hochphilosophisch. „Fällt ein Messer herunter kommt ein Mann ins Haus. Fällt ein Löffel, kommt eine Frau. Und fällt eine Gabel, kommt auch eine Frau, weil Löffel und Gabel feminin sind, Messer jedoch maskulin, jedenfalls an diesem Ufer des Flusses.“ Ich komme aus dem Grinsen nicht heraus. Es gibt eine Menge in dem zugegebenermaßen handlungssparsamen Text zu entdecken.Wie das Fremde ins Dorf kommt. Wie man darauf reagiert. Wie Gastfreundlichkeit buchstabiert wird. Wie eine Seuche das halbe Dorf dahingerafft hat. Wie man weiterlebt, nachdem man Annuschka in den Wald geschickt hat. Und wie wieder Ruhe einkehrt. Fazit: „Wer am Fluss wohnt, kann noch lange nicht schwimmen, wer am Fluss wohnt, besitzt nicht gleich ein Boot. Wer am Fluss wohnt, wohnt einfach nur am Fluss.“ Köstlich. Kategorie: Belletristik Verlag: Rowohlt 2021 Auf der Longlist des Deutschen Buchpreis 2021 (Ich hätte ihm die Shortlist gewünscht). Ein kleines, sehr kleines Dorf irgendwo in Russland, weit weg, an einem Fluss, der „der Fluss“ heißt. Fluss und Wetter spielen eine wichtige Rolle im gemächlichen Leben. Der Kommentar: Die Autorin versteht es wie vielleicht sonst keine, die zum Teil brutalen Vorkommnisse eines Dorflebens in Andeutungen zu verstecken. Vordergründig geschieht nichts, aber zwischen den Zeilen verstecken sich Geschichten. Da passiert etwas. Aber was? „Es gibt so viele Versionen der Geschichte wie Bewohner im Dorf.“ Hallo. Das kennen wir. Diese Aussage hat etwas Allgemeingültiges. Die Bewohner im Dorf werden weniger. Manche verschwinden. Dafür sind die Geister verantwortlich, sagt man sich. Die Flussgeister. Die Waldgeister. Im Dorf gibt es zwei Parteiungen. Warum? Weil. Ich sags nicht. Es liegt jedenfalls nicht am Röhrchen, das Ilja studiert und damit das Wetter vorhersagt. Sondern weil Iljas Frau mal was mit Pjotr hatte. Ausgesprochen wird im Dorf nichts. Obwohl es einige Konflikte gibt. Und Gefahren auch. Die Gefahren kommen von ausserhalb. Wo sie immer her kommen. Jetzt hab ichs doch gesagt, das mit Iljas Frau. Der Roman ist in all seiner Schlichtheit zauberhaft und dabei hochphilosophisch. „Fällt ein Messer herunter kommt ein Mann ins Haus. Fällt ein Löffel, kommt eine Frau. Und fällt eine Gabel, kommt auch eine Frau, weil Löffel und Gabel feminin sind, Messer jedoch maskulin, jedenfalls an diesem Ufer des Flusses.“ Ich komme aus dem Grinsen nicht heraus. Es gibt eine Menge in dem zugegebenermaßen handlungssparsamen Text zu entdecken.Wie das Fremde ins Dorf kommt. Wie man darauf reagiert. Wie Gastfreundlichkeit buchstabiert wird. Wie eine Seuche das halbe Dorf dahingerafft hat. Wie man weiterlebt, nachdem man Annuschka in den Wald geschickt hat. Und wie wieder Ruhe einkehrt. Fazit: „Wer am Fluss wohnt, kann noch lange nicht schwimmen, wer am Fluss wohnt, besitzt nicht gleich ein Boot. Wer am Fluss wohnt, wohnt einfach nur am Fluss.“ Köstlich. Kategorie: Belletristik Verlag: Rowohlt 2021 Auf der Longlist des Deutschen Buchpreis 2021 (Ich hätte dem Roman die Shortlist gewünscht).