marieause
Albert ist Postbote und lebt sehr zurückgezogen. Er hat keinerlei Kontakte, die über die Arbeit hinausgehen und selbst dort versucht er, auf keinen Fall mehr als einen Gruß von sich zu geben. Einzige Ausnahme: seine Katze. Als diese stirbt und die Alberts Pensionierung näher rückt, wird ihm klar, dass er so nicht weiterleben will. Glücklicherweise hat Albert ein Umfeld, das sich um Menschen kümmert und vielleicht gibt es für Albert ja doch ein Happy End? Was hier unspektakulär und fast etwas langweilig klingt, ist ganz großes Lesevergnügen. Das Buch hat einen feinen Humor und Alberts Sich-Aufmachen in die Welt der zwischenmenschlichen Begegnungen ist herzerwärmend und rührend. Alberts Geschichte ist wie ein heißer Kakao mit Marshmallows an einem kalten Wintertag, wie eine schöne Nudelsuppe bei einer dicken Erkältung - trotz einer gewissen Grund-Traurigkeit eine optimistische Geschichte, die zeigt, dass es nie zu spät ist und nach dem Lesen ein wohlig-warmes Gefühl hinterlässt. Warum wurden es dann nicht fünf Sterne? Um bei dem Marshmallows-Bild zu bleiben: es war etwas überdosiert. Stellenweise war die Sympathie, die Albert ständig entgegenschlug, einfach too much für mich. Überall Wohlwollen, alle Vorurteile im Kollegenkreis wurden ruckizucki überwunden, es wäre schön, wenn die Welt so wäre - aber ein kleiner Hauch Realität hätte dem Buch meines Erachtens noch gut getan. Nichtsdestotrotz: für mich ein sehr schönes Buch, gerade, wenn man etwas Seelenschmeichelei braucht.