marcello
Jubiläum heißt es bei Nele Neuhaus, die mit „In ewiger Freundschaft“ nun den zehnten Band rund um Pia Sander und Oliver Bodenstein vorgelegt hat. Es ist eine wirklich beständige deutsche Krimireihe über all die Jahre gewesen, die sogar auch alle bislang fürs ZDF verfilmt wurden, was sicherlich auch der Popularität geschuldet ist. Aber das eben auch zurecht, denn Neuhaus hat stets spannende Fälle angeboten und ihre beiden Hauptfiguren konsequent weiterentwickelt, so dass auch nie ein Buch wie das andere war. Wird das Ganze nun auch zum großen Jubiläum bestätigt? Während der letzte Band auf privater Ebene sich vor allem mit Pia beschäftigt hat, weil Oliver sich seine Auszeit genommen hat, geht es diesmal mehr um ihn, wenn auch nicht so entscheidend, weil seine privaten Probleme kaum bis gar keine Auswirkungen auf die Ermittlungen haben. Dennoch fand ich die Entwicklungen bei ihm sehr spannend. In Band 7 hat seine bislang letzte Liebesgeschichte begonnen, die hier nun endet. Es war zum Schluss hin wahrlich nicht rühmlich, also ein Ende mit Schrecken, aber auch eins, was konsequent zu Ende geführt wurde. Es war zum Jubiläum der Reihe auch irgendwie passend, dass viel aus dem Liebesleben von Bodenstein reflektiert wurde, auf den Punkt gebracht mit Pias treffender Diagnose, aber eben weil auch noch so viele immer noch eine wichtige Rolle für die Reihe spielen. So war das Thema in diesem Band präsent, aber nicht überpräsent, was immer schon ein Plus dieser Reihe war, weil immer etwas passiert, aber nicht immer übertrieben eingebunden wird. Das macht es realistischer. Dass es ein Jubiläum ist, merkt man sicherlich auch an der Krimireihe, an der Pias Ex-Mann Kirchhoff, unser Pathologe, schreibt. Es war lustig, dass hier eine Metaebene eingefügt wurde und dass er nun schon vor der zweiten Veröffentlichung stand, wobei die jeweiligen Bände auch nach Neuhaus‘ Reihe selbst benannt worden ist. Das darf man sich nach zehn erfolgreichen Bänden auch wirklich erlauben, denn es wirkt hier charmant und keinesfalls selbstverliebt. Mit dem Thema Autorenschaft hat sich Neuhaus auch die Möglichkeit eröffnet, ihren nächsten Mordfall in einem großen Verlagshaus spielen zu lassen. Dem ganzen Aufbau des Falls sowie der Darstellung des Verlagswesens sowie anderer Nachwirkungen hat man deutlich eine hohe Authentizität angemerkt, denn Neuhaus kennt sich als Autorin bestens in diesem Milieu aus. Es ist für mich als Leserin immer gleich ein anderes Lesegefühl, wenn ich merke, da kennt sich jemand aus, worüber er schreibt. Zudem kommt durch einige Figuren die Liebe für diese Branche sehr gut zur Geltung. Das hat also alles wunderbar gepasst. Was mir den Band dann doch etwas leidig im Leseprozess gemacht hat, das war die Tatsache, dass die Art von Kriminalfall mir zu typisch für Neuhaus ist. Zuletzt hatten wir bei „Im Wald“ den Umstand, dass sich etwas in einem sehr engen privaten Umfeld zugetragen hat, wo alle irgendwie verbandelt sind, wo es zig Geheimnisse gibt und wo keiner eine saubere Weste hat. Hier haben wir es nun mit einem Freundeskreis zu tun, wovon es die meisten beruflich ins Verlagshaus verschlagen hat und hier eben ähnliches Spiel. Natürlich ist es so, dass Neuhaus diese Art von Fällen großartig inszenieren kann, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren, aber es ist irgendwie auch langweilig mit der Zeit. Zumal sich bei recht ähnlichen Ausgangslagen auch zunehmend Muster erkennen lassen, die man in seinem Kopf durchgeht und so kommt man dann doch zu schnell auf die Auflösung. Das war hier zwar für mich nicht der Fall, das lag aber vielmehr daran, dass ja eigentlich wirklich jeder irgendwie seinen Anteil hatte, wer am Ende die Hauptschuld getragen hat, war dann letztlich auch egal. Zugegebenermaßen habe ich aber sogar in meinen Theorien noch weiter gesponnen und war dann fast enttäuscht, dass Neuhaus das nicht auch noch mitgenommen hat. Aber dass sich gewisse Wiederholungen einschleichen, das ist dann auch an kleineren Aspekten zu erkennen. So betont Pia z. B. zunehmend, dass man bei den Befragungen schon mal ohne Mitgefühl nachbohren muss, um Wahrheiten zu hören zu bekommen. Das sind dann eben so Sachen, wo man nicht immer dieselben Aussagen bringen sollte. Fazit: Ich werde die Reihe von Nele Neuhaus auch nach diesem Jubiläumsband immer gerne weiterempfehlen, denn die Autorin hat einfach ein Händchen für komplex erzählte Geschichten, wenn sich mir hier persönlich auch zu sehr gewisse Muster aufdrängen. Wenn ich beispielsweise an den Fall vom Sniper denke, das war mal wirklich eine Überraschung und an den Punkt sollte die Autorin auch wieder kommen. Nichtsdestotrotz war es für mich als Leserin auch sehr nostalgisch, wie Neuhaus ihre eigene Reihe noch einmal hat Revue passieren lassen. Das hat sie sich verdient! Auf die nächsten zehn Bände!