nina 🌸
Spannend, brutal und einzigartig! Zur Geschichte: Mein erster Eindruck war sehr positiv. Ich liebe Vampirromane und habe mich dementsprechend sehr auf dieses Buch gefreut. Da ich viel in diesem Genre lese, können mich die Geschichten oft nicht mehr sonderlich überraschen oder umhauen, aber hier war es anders. "Coldtown" kann mit vielen originellen Ideen und kreativen Elementen aufwarten, die mir so zuvor noch nie begegnet waren. Ich mochte das Setting unheimlich gerne, es ist gut ausgearbeitet, detailliert beschrieben und schafft eine wunderbar blutige Atmosphäre. Hin und wieder hat sich die Geschichte zwar etwas hingezogen, aber das haben ihre Spannungshöhepunkte wettgemacht. Gelangweilt habe ich mich jedenfalls nie, auch wenn hinsichtlich Spannung, Dynamik und Aktion durchaus noch Luft nach oben gewesen wäre. Manchmal erschienen mir die Erzählungen einfach etwas unkoordiniert, so als hätte die Geschichte keinen roten Faden, aber dafür gibt es unheimlich viel zu entdecken. Setting, Thematik und Worldbuilding sprühen nur so vor Phantasie und Einzigartigkeit. Wissenswert ist vielleicht noch, dass es hier teilweise wirklich sehr brutal und blutig zugeht - das meine ich auch ganz und gar nicht negativ, es sind schließlich Vampire und die können nun einmal ganz schön blutrünstig sein, aber da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, ist es sicherlich ganz gut, vorbereitet zu sein. Ich fand es jedenfalls sehr erfrischend, dass die Vampire hier mal nicht romantisiert und verharmlost wurden. Auf emotionaler Ebene konnte mich diese Geschichte allerdings nicht wirklich erreichen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es von der Autorin auch genau so gewollt war, da es sich mit ihrem recht kalten und distanzierten Erzählstil deckt, aber ich für meinen Teil hätte mir trotzdem gewünscht, mehr mitfühlen zu können. Ich habe mich den Charakteren nicht annähernd so nahe gefühlt wie ich es gerne gehabt hätte und ihre Gefühle waren für mich ebenfalls nur bedingt greifbar, was mein Lesevergnügen schon deutlich geschmälert hat. Die Liebesgeschichte ist eher Nebensache und konnte mich damit leider auch nicht so recht von sich überzeugen, dazu hätte ich stärkere Emotionen, mehr Leidenschaft, Romantik und Gefühl gebraucht. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der dritten Person Singular erzählt, wobei die Kapitel aus Tana's Sicht eindeutig dominieren. Sie ist die klare Protagonistin dieser Geschichte. Tana ist unabhängig, tapfer und stark. Sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen und steht mutig für diejenigen ein, die ihr am Herzen liegen. Die Rückblicke in ihre Vergangenheit bzw. ihre Kindheit haben sie für mich etwas nahbarer gemacht. Cavriel ist geheimnisvoll, faszinierend und anziehend. Sein Charakter hat auf mich sehr vielschichtig gewirkt, weswegen ich ihn gerne noch besser kennengelernt hätte. Aidan's Charakter bleibt meines Erachtens recht oberflächlich, aber er hat durchaus lichte Momente. Insgesamt wirkten die Charaktere auf mich leider etwas blass oder vielmehr kalt und reserviert. Ich habe nicht das Gefühl, in sie hineinblicken gekonnt zu haben und ihr Handeln war für mich ebenfalls oft rätselhaft. Ich konnte einfach keinen richtigen Zugang zu ihnen, ihrem Denken und Fühlen finden und das deprimiert mich. Zum Schreibstil: Für meinen persönlichen Geschmack war der Schreibstil zwar etwas zu distanziert und wenig gefühlsbetont, aber ich erkenne an, dass es zu der Geschichte und ihrer Thematik passt und ansonsten hat er mir auch sehr gut gefallen. Er ist einnehmend, mitreißend und atmosphärisch. Die Seiten flogen nur so dahin und konnten dabei mit einer wunderbar düsteren und blutigen Stimmung aufwarten, welche greifbar vermittelt wurde. Holly Black hat die Atmosphäre ihrer Geschichte mit detaillierten und bildhaften Beschreibungen wirklich gut eingefangen. Ihr Schreibstil ist einzigartig und hat eine ganz besondere persönliche Note. Weitere Anmerkungen: Zu Kapitelbeginn sind jeweils Zitate berühmter Autor:innen angeführt, welche den Tod und das Sterben beschreiben, was sehr gut zur Geschichte gepasst und deren Atmosphäre und Wirkung nur noch mehr verstärkt hat. Fazit: "Coldtown" ist ein einzigartiger, düsterer und blutiger Vampirroman, den ich allen empfehlen kann, die diese ewige Romantisierung von Vampiren satt haben, Spannung, Gewalt und Gefahr suchen und die sich an interessanten, originellen und detailverliebt ausgearbeiteten Worldbuildings erfreuen können. Trotz seiner Schwachpunkte kann ich dieses Buch wärmstens weiterempfehlen und würde es jedes Mal wieder lesen, einfach weil es so anders und besonders ist. 3,5/ 5 Sterne ⭐️