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mabuerele

Posted on 22.11.2021

„...Sieh her, du Mensch, uns macht es nichts, so ein winziges Virus. Wie erbärmlich bist du, dass du es fürchtest...“ So würde es klingen, wenn die Berge, Gletscher und Schluchten reden könnten. Und genau diese stehen im Mittelpunkt der Anthologie. Anlässlich des 25. Jahrestages der Mörderischen Schwestern, haben 25 von ihnen ihre Krimis in den Alpen spielen lassen. Das Zitat stammt übrigens aus der ersten Geschichte. Sie ist auch die einzige, die die Folgen, speziell psychischen, des Virus in die Handlung integriert. So unterschiedlich wie die Krimihandlung, so unterschiedlich ist auch die Handschrift der Autoren. Mal gibt es einen Ich – Erzähler, mal bleibt der Erzähler außen vor. Von feinen Humor bis tiefschwarzem Humor ist alles dabei. Mord durch Frauen, Mord aus Rache, Habgier als Motiv sind nur drei mögliche Gliederungspunkte. Und manchmal kommt es anders, als man denkt. Nehmen wir wenige Beispiele: „...Erinnern wir uns an das, was sich hier im vergangenen Winter abgespielt hat. Zu dem tragischen Ausgang führte meiner Meinung nach eine schicksalshafte Verkettung von unglücklichen Umständen...“ Eigentlich hatte sich nach einem Jahr der Mörder in Sicherheit gewiegt. Jemand anders saß schon ein. Doch den Kriminalkommissar a. D. Lässt der Fall nicht los. Also bittet er alle nochmals nach St. Anton, an den Ort es Geschehens. In „Blauer Tod“ fällt der besondere Humor auf. „...Ich bin eine Hamburger Deern, ich mag keine landschaftlichen Erhebungen, die höher sind als die Dünen auf Sylt...“ Dann aber gerät sie im Hotel in einen Mordfall – und klärt ihn auf. Was wohl passiert, wenn eine Frau im Bus das folgende resümiert? „...Ganz gleich, wie lang der Geduldsfaden ist, irgendwann kommt eine Zeit, in der man begreift, dass man nicht warten muss, bis er reißt, sondern dass man ihn selber durchschneiden muss...“ Manchmal kommt Hochmut vor den Fall. Und in einer Geschichte geschieht ein Mord unter den Augen von mehreren Zuschauern. Nur der Mörder sieht sie nicht. Wie so was geht? Am besten das Buch lesen! Mir haben fast alle Geschichten sehr gut gefallen. Bewegt haben mich die Gedanke eines Auftragsmörders. „...Seine Opfer hatte er sich nicht ausgesucht, das waren andere. Männer, die Befehle gaben und nichts weiter hören wollten als das sie erfüllt wurden...“ Es sollte sein letzter Fall werden. Er ist unheilbar krank. Plötzlich begreift er, was Endlichkeit des Lebens bedeutet – und zieht seine Schlussfolgerung, auf seine Weise. Diese wenigen Beispiele zeugen, wie gekonnt und vielseitig die Anthologie zusammengesetzt wurde. Sie bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

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