nina 🌸
Eine besondere und gefühlvolle Geschichte mit interessanten Themen und vielen wundervollen Botschaften. Zur Geschichte: Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da mich seine Themen bzw. deren Umsetzung sehr interessiert haben. Wir erhalten hier viele spannende und interessante Eindrücke in das Leben mit ADHS und Autismus, welche meiner Meinung nach auch greifbar und anschaulich vermittelt wurden. Sie gingen mir nahe und haben etwas in mir ausgelöst. Laura Creedle vermittelt hinsichtlich der hier angesprochenen sensiblen Themen einige wundervolle Botschaften und hat meinen Blickwinkel auf bestimmte Dinge noch einmal mehr erweitert, was mich immer unheimlich freut, denn wir alle haben nie ausgelernt und können uns immer noch mehr informieren und sensibilisieren, um den uns bestmöglichen Beitrag zu einer respektvollen, toleranten und wertschätzenden Gesellschaft leisten zu können. Ich konnte aus dieser Geschichte so viel für mich ziehen und mitnehmen. Allerdings sollte man meines Erachtens auch nicht alles, was hier vermittelt wird, blind hinnehmen und akzeptieren - das sollte man genrell nie tun, sondern offen bleiben und Gesagtes kritisch hinterfragen. Bei diesem Buch bin ich mir nämlich auch unsicher, ob ich wirklich alle Handlungen und Geschehnisse für hundertprozentig glaubwürdig und authentisch halte, aber da ich selbst von keiner der Krankheiten persönlich betroffen bin, möchte ich mir hierzu auch keine Urteilsfähigkeit anmaßen. Ich möchte nur noch einmal betonen, dass diese Geschichte nur zur Hälfte ein Own-Voice-Roman ist und ich persönlich finde auch, dass man das beim Lesen merkt. Die Geschichte ist insgesamt ziemlich ruhig und das fand ich auch gut so. Sie hat gar keinen super spannenden Plot Twist gebraucht um zum Weiterlesen anzuhalten, ihre sensiblen Themen und Konflikte boten dafür schon genügend Stoff und Handlungsinhalte. Andernfalls wäre sicherlich etwas davon zu kurz gekommen oder die Geschichte hätte überladen gewirkt. Ich mag die alltäglichen Themen hier, da sie etwas beschreiben, was wir kennen, nur eben nicht genau so. Ich habe das Buch durchweg gerne gelesen und mich dabei keine Sekunde gelangweilt. Die Geschichte wird auf ihre besondere Art und Weise sehr gefühlvoll erzählt und konnte mich damit berühren. Jedoch habe ich mir an mancher Stelle gewünscht, dass die Emotionen noch intensiver und detaillierter herausgearbeitet worden wären. Der Fokus lag meines Erachtens auch eindeutig auf Lily und ihrem Krankheitsbild, weswegen Abelard's Geschichte oft etwas unterging. Die Entwicklungen gegen Ende des Buches waren dann leider nicht mehr so ganz mein Fall bzw. hätte ich es mir einfach anders gewünscht und damit will ich nicht ausdrücken, dass es so komplett unauthentisch wäre, mir ging Vieles einfach nur plötzlich zu schnell und zu leicht. Es handelt sich hierbei um eine ungleiche Liebesgeschichte, da Abelard und Lily sehr unterschiedliche Charaktere sind. Trotzdem passen sie unheimlich gut zusammen, was man eingangs vielleicht nicht erwartet hätte, rückblickend aber fast schon notwendig erscheint. Man kann zwar an sich unperfekt, aber trotzdem perfekt füreinander sein - Für mich eine der schönsten Botschaften dieses Buches. Lily und Abelard haben eine besondere, ihnen eigentümliche Verbindung zueinander und das war einfach nur wunderschön zu lesen. Die ersten Schritte ihrer Liebesgeschichte gingen mir zwar etwas zu schnell bzw. kamen mir zu plötzlich (wobei es aber natürlich auch zu Lily's Impulsivität passt), aber ansonsten wird ihre Beziehung zueinander greifbar beschrieben, sodass ich sie auch gut nachempfinden konnte. Was mir an dieser Geschichte besonders gut gefallen hat, waren Kleinigkeiten wie beispielsweise die Beschreibungen von Lily's Umfeldwahrnehmung, die sich so stark von meiner eigenen unterscheidet, das war unglaublich aufschlussreich und spannend zu lesen. Zu erfahren, was und wie sie denkt und fühlt und wie sie das dann auch noch selbst wahrnimmt, einordnet und reflektiert. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Lily's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Die detaillierte Innensicht ermöglichte es mir wie gesagt, mich gut in Lily einfühlen und hineindenken zu können. Natürlich konnte ich trotzdem nicht all ihre Handlungen verstehen und nachvollziehen, aber so sollte es meines Erachtens auch gar nicht sein. Ihr trockener Humor hat mich oft zum Lachen gebracht und die Geschichte schön aufgelockert. Laura Creedle hat mit Abelard und Lily zwei authentische und sehr natürliche Protagonist:innen mit Ecken und Kanten erschaffen, die auf mich lebendig und greifbar wirkten. Lily noch etwas mehr als Abelard, da die Geschichte eben ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt wird. Abelard's Charakter blieb für mich dadurch bis zum Ende etwas undurchsichtig. Ich hätte gerne noch mehr über ihn und sein Leben mit Autismus erfahren... Mehr möchte ich zu den Charakteren auch gar nicht sagen, da es meines Erachtens zu viel vorwegnehmen würde. Seid offen und lasst euch auf die Geschichte und ihre Figuren ein. Zum Schreibstil: Laura Creedle's Schreibstil ist recht nüchtern bzw. nicht in einem klassischen Sinne emotional, dennoch hat er mich zutiefst bewegt und beim Lesen unheimlich viel in mir ausgelöst. Er passt perfekt zur Geschichte und ihren Charakteren, ist in seiner Einfachheit unglaublich ausdrucksstark, nahezu poetisch und tiefgründig. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und konnte gar nicht genug von den Worten der Autorin bekommen. Fazit: Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die auf der Suche nach besonderen (Liebes-)Geschichten mit interessanten Themen und Problemstellungen sind und gerne auch mal über den Tellerrand hinausschauen und offen gegenüber neuen Dingen und Sichtweisen sind. Die Geschichte hat zwar Schwächen, aber das macht Laura Creedle mit ihrer authentischen Umsetzung, ihren lebensechten Charakteren und ihrem einzigartigen Schreibstil schnell wieder wett. 4/ 5 Sterne ⭐️