marieause
Erzählt wird hier die Geschichte des Chevalier d’Eon de Beaumont, der volle Name ist noch viel beeindruckender: Charles-Geneviève-Louis-Auguste-André-Timothée d’Éon de Beaumont, der von 1728 bis 1810 gelebt hat. Er bewegte sich in den höchsten Kreisen und war ein richtiger Tausendsassa: Spion, Diplomat und Soldat – aber eben auch Spielball der Mächtigen. Sein Spiel mit der Geschlechteridentität sorgte für Spekulationen, die er Zeit seines Lebens nicht auflöste. Eine bewegende Geschichte – aber die anfängliche Wahlfreiheit entpuppt sich im Laufe des Lebens eben nicht als dieselbe. Lange Zeit wurde ihm eine Rolle zugewiesen, der er oder sie sich nicht widersetzen konnte. Insofern ist die Wahlfreiheit, die in der Buchbeschreibung gepriesen wird, mit Vorsicht zu genießen. Ich habe mich schwergetan mit der Madonna. Die Sprache ist (vermutlich) der damaligen Zeit und den Kreisen angepasst und damit zwar meisterhaft, aber auch sperrig und gestelzt. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich im Buch eingefunden habe, es hat fast bis zum Ende gebraucht. Die Lebensgeschichte ist dominiert von Intrigen, Imponiergehabe, Selbstgefälligkeit und Erpressung. Auf Dauer fand ich das ermüdend. Wenn es nicht ein eher schmaler Band gewesen wäre, hätte ich ihn vermutlich nicht zu Ende gelesen. Großes Lob gebührt der Übersetzung, hier wurde auch auf kleine Details geachtet, wie die damalige Schreibweise von Gott (nämlich GOtt). Kein 08/15-Buch – und auch gewiss kein schlechtes Buch, aber man muss sich darauf einlassen können und das fiel mir schwer.