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bibliomarie

Posted on 17.11.2021

Als Betty Pabst stressbedingt einige Tage bei ihrer Familie in Bielefeld ausspannen will, wird ihr gleich wieder klar, warum sie nach dem Abitur so schnell nach Berlin zum Studium geflohen ist. Die Pabst sind seit Generationen die Bestatter im Ortsteil Jöllenbeck und das Sarglager war früher Bettys liebster Spielplatz. Aber nun begegnen sich die Eltern nur gereizt und haben Geheimnisse, der Großvater zeigt demenzbedingte Ausfälle, will aber das Zepter nicht aus der Hand geben und der kleine Bruder scheint zum Ekelpaket mutiert. Als ob Betty mit ihren Beziehungsproblemen nicht schon genug Sorgen hätte, liegt nun im Keller ihre frühere Musiklehrerin. Angeblich an einem allergischen Schock nach einem Bienenstich gestorben. Aber nun ist Betty Ärztin, zwar erst überforderte Assistenzärztin, aber dass an diesem Tod nicht alles koscher ist, erkennt sie sofort. Aber weder ihr Vater, noch ihre Jugendliebe, inzwischen örtlicher Kriminalkommissar wollen sie ernst nehmen. Der alte Hausarzt, der den Totenschein ausstellte, reagiert natürlich sofort gereizt und wirft Betty aus der Praxis, aber die lässt nun nicht locker. Was stimmt nicht in diesem esoterischen Zentrum, das die Tote sehr erfolgreich führte? Bestatter und Mord – das ist schon bei einigen Krimis ein Erfolgsrezept gewesen. Kein Wunder, dass mich der Titel auch gleich angesprochen hat. Der Plot ist wirklich ganz clever ausgedacht, Bienengiftallergie ist nicht grade selten und wie viele Morde unentdeckt bleiben, kann man nur ahnen. Die Geschichte ist temporeich und ziemlich turbulent, aber auch etwas überladen. Betty muss ihren aktuellen Beziehungsstress verarbeiten und mit Kommissar Jonas kommt auch noch die Enttäuschung der ersten unerwiderten Liebe dazu. Und ausgerechnet mit ihrer ehemals besten Schulfreundin ist Jonas inzwischen verheiratet! Die Auftritte von Betty sind immer ziemlich wirr und unausgegoren, ihre Spurensuche kann man am ehesten mit tollpatschig beschreiben. Aber daraus resultiert weniger Humor, eher fand ich es nervig. Mal ist Betty taff und gleich danach wieder unsicher und hilflos. Letztendlich trifft es ein Satz aus dem Buch sehr gut: „ du sendest immer so widersprüchliche Signale“. Der Autor schreibt unterhaltsam und als Drehbuchautor weiß er auch seine Pointen und Gags zu setzen, aber restlos überzeugt hat mich der Krimi nicht. Und dann ist da noch die Frage, die mich schon lange umtreibt: Warum müssen manche Autoren in ihrer Kurzbiografie immer eine ganze Liste möglichst abwegiger, skurriler Tätigkeiten und Berufe auflisten? Warum hier ausgerechnet der oft genannte Totengräber fehlt, wundert mich – das hätte doch zum Plot gepasst.

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