JulisTeestübchen
Kailey ist eine Fae, eine Elfenkriegerin, und bekommt von der Elfenkönigin persönlich einen wichtigen Auftrag: Sie soll das Trinity College in Dublin besuchen und dort das Vertrauen des Königssohns der Drachen - die größten Feinde der Fae - für sich gewinnen, um für die Elfenkönigin wertvolle Informationen zu sammeln. Denn ein Krieg zwischen Fae und Drachen steht kurz bevor. Doch für Kailey ist das leichter gesagt als getan, denn Aiden, der Königssohn der Drachen, durchschaut Kaileys Spiel schnell. "Flame & Arrow" basiert auf einem interessanten Worldbuilding, bei dem die Welt der Fae parallel zur Menschenwelt existiert, und zwar in Südirland, jedoch verborgen vor den Menschen. Die Drachen dagegen leben unterirdisch im Norden Irlands. Dazwischen liegt neutrales Gebiet. Die Fae zeichnen sich hauptsächlich durch ihre spitzen Ohren aus, die sie vor den Menschen verbergen können, vor anderen Wesen wie den Drachen allerdings nur mithilfe von viel Magie. Die Drachen wandeln in ihren Höhlen und unter Menschen in Menschengestalt umher. Nur wenn sie ungestört fernab vor Menschen und unter freiem Himmel sind, können sie sich frei in ihrer Drachengestalt bewegen. Das Konzept der Welt finde ich damit schon mal gut durchdacht und auch interessant. Für mich ist das mal etwas Neues, Urbanfantasy verbunden mit Elfen und Drachen zu lesen. Mit Aiden und Kailey haben wir außerdem zwei interessante Charaktere, die in sich stringend sind - wenn im Falle von Kailey auch nicht immer sympatisch. Kaileys Charakter ist alles andere als perfekt, sie hat blindes Vertrauen in ihr Volk und ihre Königin, hinterfragt zu wenig und ist häufig naiv. Auch wenn sie mir das nicht immer liebenswert macht, ist sie mit ihrem Charakter durchaus authentisch und verleitet einen ab und an zum Haare raufen. Aiden war mir dagegen durchweg sehr sympatisch, er wirkt durchdachter und klüger als Kailey. Das Buch wird sowohl aus den Perspektiven dieser beiden als auch aus der Perspektive von Aidens Schwester Sharni erzählt. Mit der Perspektive von letzterer konnte ich anfangs noch nicht so viel anfangen, später wurde sie dann umso wertvoller und interessanter. Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen. "Flame & Arrow" spielt zeitlich übrigens nach der Buchreihe der Autorin "Die Hexen von London" und bindet auch Charaktere der Reihe mit ein, spielt damit also in derselben Welt. Die Buchreihe zu kennen, ist dennoch nicht erforderlich. Ich kenne sie auch nicht und das hat mich gar nicht gestört. Vermutlich ist es aber ein Highlight für Fans der Buchreihe. Besonders bemerkenswert an diesem Buch: Es kam für mich ganz anders als ich auf Basis des Klappentextes erwartet hatte. Die Autorin macht die Geschichte durch spannende Wendungen sehr unvorhersehbar - und das bis ganz zum Schluss. Mitten in einer Fehde zwischen Fae und Drachen müssen sowohl die Charaktere als auch wir Leser selbst uns für eine Seite entscheiden und miträtseln, wer hier was für ein Spiel spielt. Allwissend ist hier niemand der Charaktere, so bleibt auch für den Leser vieles rätselhaft und unklar, was das Buch so interessant macht. Dabei bleiben dennoch zwei kleine Kritikpunkte: Die Liebesgeschichte, die auf dem Klappentext angedeutet wird, war für mich leider nicht greifbar. Die Autorin lässt sich lange Zeit, um hier etwas in Richtung Liebesgeschichte aufzubauen - was ich generell sehr gut finde. Nur verpasst sie es dann leider, die Liebesgeschichte überhaupt irgendwie aufzubauen; sie ist dann irgendwann sozusagen einfach da. Der Übergang fehlte mir hier, um wirklich mitfühlen und mitfiebern zu können. Da hätte man sich die Liebesgeschichte besser für Band 2 aufbewahren sollen. Der zweite Kritikpunkt ist nun sehr subjektiv. Ich habe mich einfach an Kaileys Charakter gestört. Häufig konnte ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen und mir fehlte es an ein Durchdenken ihrerseits. Manchmal war ich gerade zu schockiert wie primitiv sie in einigen Beziehungen doch denkt. Nur dank Kaileys Charakter konnte Sandra Grauer hier einige Wendungen erzeugen, das hätte ich so in der Form aber nicht gebraucht und die Geschichte wäre trotzdem spannend gewesen. Dennoch insgesamt sehr solide Fantasy mit Rätselfaktor und undurchschaubaren Intrigen.