Profilbild von joberlin

joberlin

Posted on 13.11.2021

Um dieses Buch wirklich genießen zu können, muss man Tarantino-Fan sein, vor allem aber sollte man Film- und Fernsehserienkenner sein, denn hier geht es um "Hollywoods wahren Adel, mit einer Filmografie, die gespickt ist mit den besten Filmen aller Zeiten" – und yes, gemeint ist die alte, die gute, die heißgeliebte Vor-Streaming-Zeit! Es gibt viel amüsanten Branchentalk, zum Beispiel um Sharon und Roman Polanski, der – trotz bereits großer Erfolge wie "Tanz der Vampire"- vom Protagonisten Rick als "kleiner, polnischer Autorenfilmer" eingestuft wird, Europa ist eben nicht Hollywood, oder um Lee Marvin, der seine Rolle in "Für ein paar Dollar mehr" an Lee van Cleefs abgeben muss (zu viel shots an der Theke statt am set). Als Abstieg ist die Arbeit für Sergio Leone sowieso zu sehen, Italo-Western sind auch nicht Hollywood. Um in dieser Zeit zu den Royals zu zählen, musste man in Amerika geboren und in den großen Studios engagiert gewesen sein. Die Polanski-Kapitel sind übrigens ganz exzellent geschrieben, wie überhaupt das ganze Buch – ein bißchen Länge hier und da, Filmfreunde werden darüber hinweglesen. Ummantelt sind diese herrlichen Ausführungen von einer Geschichte um den strauchelnden Schauspieler Rick Dalton, er ist nun wirklich am Tiefpunkt angelangt, mit seinem Stuntdouble Cliff Booth gondelt er durch Hollywood und versucht seine Karriere wiederzubeleben. Der Roman liest sich jedoch mehr wie eine Novelisation eines genau ausgearbeiteten Drehbuchs zum gleichnamigen Film und Cliff könnte in vielen Attributen durchaus Tarantinos Alter Ego sein. Akkurat linear wird hier nicht erzählt und man muss schon das lieben, was Tarantino liebt – movie nostalgia inklusive – um mit ihm in diesem Buch das Hollywood-Traum-Märchen so richtig auszuleben.

zurück nach oben