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Posted on 12.11.2021

Der erste Weltkrieg ist vorbei, doch von ruhigen und friedlichen Zeiten ist man noch weit entfernt. Immer wieder gibt es Aufstände und mitten in einer solchen Phase treffen Carl, Isi und Artur, drei enge Jugendfreunde sich wieder. Der Kaiser ist weg und man befindet sich mitten in einem Umbruch. Das bietet per se spannende Elemente – wie sehr, dass ist auf den 500 Seiten mit den drei Freunden ziemlich unterhaltsam und spannend umgesetzt. Ich habe den ersten Teil der Reihe nicht gelesen und anfangs musste ich mich ein wenig zurechtfinden – als mir das dann gelungen war, musste ich einfach immer weiterlesen. Ich konnte mich kaum mehr bremsen, denn Carls Erzählungen sind sehr fesselnd und auch der Schreibstil nahm mich schnell gefangen- dabei war ich zu Beginn von den teils sehr kurzen Sätzen irritiert. Aber hier sind sie einfach nur treffend, prägnant und heben die Spannung oft unheimlich. Zudem wirkt die Sprache immer wieder ein bisschen poetisch, jedoch nie abgehoben, sodass sich das Buch schnell und leicht lesen lässt. Es gibt so viele kleine Cliffhanger, Andeutungen und Wendungen, die es fast unmöglich machen das Buch zur Seite zu legen. Besonders gefielen mir auch die Charaktere Isi, Carl und Artur. Ihre Freundschaft ist echt, authentisch, bedingungslos und macht Freude, in der kalten Welt, in der sie sich bewegen. Berlin zeigt sich meist alles andere als von seiner Schokoladenseite, aber immerhin haben sich die drei und sie ergänzen sich sehr gut. Beeindruckt hat mich die Fülle an historischen Fakten die so gekonnt in die Geschichte um die Freunde eingebaut werden, dass Geschichte einfach extrem spannend ist. So erinnert oder lernt man einiges und das einfach so nebenbei. Das Interesse ist auch darin begründet, dass die persönlichen Verwicklungen der drei Freunde in den geschichtlichen Kontext sehr eng sind. Dazu wird es immer und immer wieder sehr emotional, gelegentlich ein bisschen humorvoll und oft richtig spannend. Es werden Armut und Elend genauso dargestellt wie der Reichtum, ein ganz schönes Spannungsfeld, aus dem der Autor auch alles rausholt. Während beispielsweise Carl den Leser mit in die UFA und die Filmwelt entführt, ist Artur der König der Berliner Unterwelt… Der Ich-Erzähler Carl ist eine ruhige, gute Seele, der ein bisschen naiv durch die Welt zu gehen scheint, während Isi und Artur mit allen Wassern gewaschen sind – dennoch ergänzen sie sich einfach perfekt. Doch auch in ihrer Freundschaft ist nicht immer eitel Sonnenschein um jeden Preis, sodass es wirklich authentisch wirkt. Insgesamt ist das Buch sehr kurzweilig, dass Setting bietet spannende Möglichkeiten, die der Autor gut nutzt und dennoch gar es zwischendurch immer wieder auch mal kurze Phasen, die mich nicht so ganz packen und überzeugen konnten (war aber insofern gut, dass ich immerhin mal das Buch zur Seite legen konnte), sodass ich an das sehr gut recherchierte Buch 4,5 Sterne vergebe. Ob ich den ersten Teil noch nachholen werde, weiß ich noch nicht, denn durch diesen zweiten Teil wird man wohl ganz schön gespoilert, aber allein um die Anfänge der tollen Freundschaft kennenzulernen, würde es sich wohl lohnen. Sicher hingegen ist, dass ich den nächsten Teil auf jeden Fall lesen werde und solange diesen zweiten Band allen an historischen Romanen interessierten Lesern empfehlen kann.

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