Maya Rottenmeier
Es ist so schön, wieder in Tofino zu sein, in diesem kleinen Küstenort, mit seinen sympathischen Bewohnern und der Nähe zu Walen und Delfinen. Kurz zum Inhalt: Yuma hat kurzentschlossen Esthers Angebot angenommen und lebt und arbeitet seit wenigen Tagen in Tofino bei „Johnson‘s Giants“ als Mädchen für alles. Dort kann sie endlich loslassen und entspannen und so findet sie auch wieder den Weg zur Malerei. Mit der Ankunft des alten Segelschiffes „Sound of My Soul“ wird Yumas ruhiger Alltag mächtig durcheinandergewirbelt, denn der Skipper dieses Schiffes berührt sie auf eine Art, wie sie es nie zuvor erlebt hat. Zu den Figuren: Yuma Solano ist 30 Jahre alt und hat viele Talente. Eines davon ist eindeutig das Malen. Sie versteht es, Motive aus ihren Fingern fließen zu lassen, die eine Seele haben und die Menschen berühren. Sie ist freundlich und kann heller strahlen als die Sonne. Mit ihr hat man eine wertvolle Freundin an der Seite. Nalu Kalakaoa ist ein hawaiianischer Seebär und schippert seit 20 Jahren über die Weltmeere. Er ist ein tiefgründiger Charakter und mir kam die Assoziation zur Farbe Braun, weil er erdverbunden ist, in sich ruht und so ein wärmendes Herz hat, dass es auch meines beim Lesen erhitzt. Zur Umsetzung: Der angenehme Schreibstil zieht mich sofort in die Seiten und damit ins Leben von wohlbekannten Figuren, die seit den ersten beiden Bänden tief in meinem Herz sitzen. Taylor schreibt lebensnah, berührend und derart bildhaft, dass ich mir jede Buchung im Reisebüro sparen kann. Ich erlebe das idyllische Örtchen in Vancouver Island hautnah mit und verliebe mich stets aufs Neue. Die Autorin ist bei mir inzwischen dafür bekannt, dass sie keine seichten Liebesromane zu Papier bringt, sondern immer tiefgehende Themen in die Seiten packt, für die sie hervorragend recherchiert und mich immer Neues lehrt. Auch diesmal steckt so viel mehr im Buch. Yuma und Nalu sind Charaktere mit tiefen Narben auf Körper und Seele und im Vordergrund steht ihre Vergangenheitsbewältigung, wobei beide eine große Entwicklung durchmachen. Obendrein packt Taylor Crimeanteile mit hinein, was ich total liebe. Ein tierischer Begleiter ist auch wieder dabei. Koa ist ein eigenwilliger Kater, der Nalu nicht mehr von der Seite weicht. Über ihn grinse ich einige Male. Ich bekomme beim Lesen Gänsehaut, weil ich so eindrucksvolle Erlebnisse mit den Hauptdarstellern teilen darf, und ich inhaliere sie regelrecht. Mit der Nase im Wind, Delfine, die unser Segelschiff begleiten und der Sonne im Rücken, vergesse ich Zeit und Raum. Die Geschichte wird aus den abwechselnden Ich-Perspektiven in der Vergangenheit geschildert, was prima zum Geschehen passt. Was nicht meinen Geschmack trifft: Der Anteil der Liebesgeschichte bleibt mir zu blass und die Protagonisten entzünden mich nicht, wie ich es beim Lesen brauche. Es knistert und prickelt nichts bei mir. Mein Fazit: Mit „Wandere auf unerforschten Pfaden“ lese ich mich im Nu nach Tofino und habe eine tolle Zeit mit wunderbaren Charakteren, die mich immer wieder inspirieren. Und mir wird bei diesem Band bewusst, wie tief ihre Spuren sind, die sie durch die vorangegangenen Geschichten in meinem Herzen hinterlassen haben. Es geht um Vergangenheitsbewältigung, Vertrauen, Freundschaft und natürlich die Liebe. Berührende Augenblicke, unvergessliche Momente, eins zu sein mit der Tierwelt und der Natur, lassen mich beim Lesen alles vergessen. Aber auch tiefgreifende Themen werden feinfühlig ausgearbeitet und nichts wirkt dabei kitschig oder konstruiert. Dafür hat Taylor ein Händchen. Von mir erhält „Wandere auf unerforschten Pfaden“ 4 eindrucksvolle Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.