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Irritierende Lebensgeschichte, jedes Gefühl faszinierend beschrieben Wer ein Buch lesen will, das so gut wie jedes Gefühl menschlichen Daseins wiederspiegelt, der ist mit „Animal“ gut bedient. Die Lebensgeschichte von Joan wird von ihr selbst erzählt. Manchmal ist sie in der Gegenwart, dann erzählt sie Episoden aus der Vergangenheit. Ein Trauma aus Kindertagen begleitet und prägt sie nachhaltig. Je mehr sie aus ihrer Vergangenheit erzählt, desto bewusster wird sie sich selbst über ihre Rolle. Aber muss sie dafür wirklich vom Opfer zur Täterin werden? Lisa Taddeo beschreibt irritierende Ereignisse treffend und verworrene Ansichten gefühlvoll. Abgedrehte Situationen sind nicht immer völlig nachvollziehbar, aber durch das langsam entstehende Puzzle der Vergangenheit, zumindest erklärbar. Joan ist keine Protagonistin, die man von der ersten Seite an ins Herz schließt. Ebenso habe ich etwas gebraucht, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Die Buchgestaltung fällt sofort ins Auge. Im Cover viel orange, auch der Buchschnitt ist in kräftigem Orange gehalten. Das offene Ende lässt jedem Leser den Raum, der Geschichte das passende Ende zu geben. Normalerweise mag ich diese Art des Buchschlusses nicht, doch hier macht es durchaus Sinn, da ich dieses Buch nach der letzten Seite nicht einfach zu Seite legen konnte. Es arbeitet nach, es regt zum Überlegen an. Definitiv kein Buch, das man so im „Vorbeigehen“ lesen könnte. Zumindest konnte ich es nicht.