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thomas_gutsche

Posted on 28.4.2018

Da in der Obdachlosenarbeit aktiv, versuche ich regelmäßig, mit den Biographien von Obdachlosen/Wohnungslosen mein Verständnis für diese Menschen zu erweitern. Das heißt für mich in erster Linie das Bewusstsein von der Tatsache, das es jede/n treffen kann, dass immer individuelle Schicksale dahinter stehen und dass individuelle "Schuld" keine sinnvolle Kategorie ist, um sich dem Thema zu nähern. All dies bietet das Buch von Richard Brox, aber es geht auch weit darüber hinaus. Es ist eine Zeitreise in die Bundesrepublik vor und nach dem Fall der Mauer, es ist ein Blick in die konkreten Schrecken deutscher Geschichte und ihrer tiefen Narben der Menschen, die sie erlitten haben, von Faschismus und zweitem Weltkrieg über den latenten Faschismus der Nachkriegszeit, die Misshandlung in "Jugendeinrichtungen" bis in die 80er und 90er hinein, bis zu den Auswirkungen von Hartz IV auf die Ärmsten der Armen. Und schließlich führt es noch vor Augen, dass in jedem Menschen auch Chancen stecken und jede/r von uns im Alltag etwas tun kann, um wenigstens einem Menschen in einer schwierigen Lage zu helfen. Zwei dieser Menschen aus dem Leben von Richard Brox haben ein Vor- bzw. Nachwort zu diesem Buch geschrieben: Günter Wallraff, mit dem Brox zeitweise zusammen gearbeitet hat und Dirk Kästel, der Brox besonders bei der Recherche seiner Familiengeschichte geholfen hat. Richard Brox unterstützt mit dem Geld für dieses Buch ein Projekt für Obdachlose. Dem ist viel Glück zu wünschen und dem Buch viele Leser.

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