julemaus94
Düsteres Märchen Stefanie vor Schulte hat mit ihrem Debut wirklich den Urtypus des Märchens herauf beschworen. Die Geschichte des 11-jährigen Martin, der schon früh seine Familie verloren hat und sich seitdem aus eigener Kraft am Leben erhält hat nichts beschönigendes. Liebe und Zuwendung fehlt in seinem Leben, die Bewohner seines Dorfes begegnen sich mit Argwohn und Neid, im besten Falle noch mit Gleichmut. Jeder ist sich selbst der nächste. Einziger Lichtblick ist sein schwarzer Hahn, zu dem er eine ganz besondere Beziehung hat, der ihn aber gleichzeitig auch zum Außenseiter in der Gesellschaft anderer Menschen macht. Die Erzählung ist düster und sprunghaft. Das Geschehen wird etwas episodenhaft betrachtet, die einzelnen Ereignisse scheinen anfangs in keinerlei Zusammenhang zu stehen. Und doch ergibt alles am Ende einen Sinn und gipfelt in der ersehnten "Moral von der Geschicht'". Auch wenn die Erzählung inhaltlich eher trist und hoffnungslos erscheint, überzeugt die Autorin doch mit einem sehr bildhaften, manchmal fast schon poetischen Schreibstil, der dadurch einen krassen Gegensatz bildet. Und auch wenn das Buch recht kurz ausfällt, überzeugt es mich doch in seiner Komplexität.