Sarah Jørgensen
Herrlich komisch, berührend, menschlich - eine wahre literarische Rarität Ich liebe die Bücher des finnischen Autoren Miika Nousiainen. Normalerweise bringen sie mich ob ihrer Skurillität in erster Linie zum Lachen. "Quality Time" ist anders. Auf keinen Fall weniger lustig. Aber anders. Vielleicht, weil der Autor es schafft, ganz gewöhnliche Menschen authentisch abzubilden und dennoch liebenswert zu karikieren. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Sami und sein großer Traum: Er möchte unbedingt Vater werden. Doch seine biologische Uhr tickt und als wieder eine Beziehung kläglich scheitert, trifft Sami eine Reihe verhängnisvoller Entscheidungen, die sogar eine Motorradgang gegen ihn aufbringen. Zum Glück gibt es den Blog Quality Time, der verspricht, dass sich sämtliche Probleme mit Wald-Yoga, knusprigen Hirsekeksen und der richtigen Wandfarbe lösen lassen. Nousiainen dringt tief ein in unsere Gesellschaft, durchleuchtet die verschiedenen Schichten, unsere unterschiedlichen Wertewelten und Erwartungen aneinander. Aus lauter kleinen Geschichten über aktuelle Phänomene, verschiedene Generationen und die ganz gewöhnlichen Banalitäten unseres Alltags strickt der Autor einen großen Roman, der dank der großartigen Übersetzung von Elina Kritzokat auch in seiner deutschen Ausgabe überdies mit seinem Sprachwitz, einmaligen Formulierungen und präziser Wortwahl begeistert. Miika Nousiainen bringt mich seit der Lektüre seines ersten Romans zum Lachen. Doch in "Quality Time" musste ich erstmals auch Weinen. Wahrscheinlich, weil ich mich in all dieser literarischen Menschlichkeit wieder gefunden habe.