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sassenach123

Posted on 10.11.2021

Erschütternd Ariel Magnus hat mit seinem Buch einen erschütternden Bericht über den Mann verfasst, der maßgeblich an der Vernichtung vieler Juden mitverantwortlich war. Adolf Eichmann, ein Mensch, den man tatsächlich als Monster bezeichnen kann, da er auch nach seinen Schreckenstaten immer noch von seinem Handeln überzeugt war. Magnus klagt in seinem Buch nicht an, obwohl er mit seinem familiären Hintergrund in meinen Augen eben dieses Recht sehr wohl gehabt hätte. Dennoch merkt man, dass er Eichmann und nebenbei auch einige andere der damals Ausgereisten, nicht schont. Er erzählt ganz neutral wie Eichmann sein neues Leben im Exil gestaltet hat, wie er es geschafft hat Fuß zu fassen. Wir bekommen quasi einen fiktiven , aber glaubhaften, Einblick in dessen Kopf. Moralisch gesehen ist es mir teilweise schwer gefallen zu lesen, wie er mit Frau und den Kindern ein gutes Leben im Exil genießen kann, obwohl er zahllose Familien unglücklich gemacht. Skrupellos und ohne Reue! Doch Magnus schafft es, dem erzählten ein gewisses Maß an Spott anzuheften, so dass man das Gefühl bekommt, es sei seine Art mit dem Mann abzurechnen. Er zieht ihn und sein Denken damit förmlich durch den Kakao, und das hat mir sehr gut gefallen. Er lässt Eichmann in meinen Augen oft dumm dastehen, lässt mich den Kopf schütteln über soviel Dreistigkeit. Über allem steht die These Eichmanns, dass er wohl nie Glück habe. Eichmann ist ein überzeugter Nazi und sein gesamtes handeln ist dem ausgeliefert. Sein Traum alles neu aufzuziehen, dort anzuknüpfen wo es endete, bleibt ihm immer das Höchste, was es zu erreichen gilt. Doch dies ist glücklicherweise nie passiert. Vielleicht war Eichmann ja wirklich kein Glückspilz. Gut so! Magnus hat mit seiner Darstellung bei mir einen wunden Punkt getroffen, denn ich habe mich beim lesen häufig über Eichmann geärgert, war fassungslos über so viel Uneinsichtigkeit. Er hat mir dadurch erneut vor Augen geführt, dass die Schrecken von damals sich in ähnlicher Form durchaus wiederholen können, denn auch heute gibt es Menschen die hinter ihren Überzeugungen stehen, wie schrecklich und wie verschroben sie auch sein mögen. Trotz der Tatsache, dass es bereits Bücher über Eichmann gibt, finde ich es gut und wichtig, dass sich Ariel Magnus dem erneut gewidmet hat.

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