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renee

Posted on 8.11.2021

B wie Brennnessel "Der Defekt" ist ein Blick auf das Anderssein, nicht auf ein augenfälliges Anderssein, aber auf ein Anderssein im Empfinden, im Fühlen, im sexuellen Sinn gemeint. Ein Blick auf eine Frau, auf Mina, die den Schmerz erregend findet, die gedemütigt werden will, die sich selbst erkundet und findet. Sie trifft auf Vetko, der sie versteht und ähnlich denkt und fühlt. Was bedeutet dies für die Betroffenen? Alleinsein in einer Masse von Menschen, die eben nicht so empfinden. Gebrandmarkt oder stigmatisiert zu sein, wenn man sich öffnet. Oder ist dies gar nicht so, weil der Schmerz irgendwie zum Leben gehört und ihn jeder in seinem eigenen Maße forciert und/oder lenkt? Das Buch "Der Defekt" gibt sprachlich wunderschöne Antworten auf diese Fragen, auf diesen Defekt, auf die Sichten darauf. Und gleichzeitig betrachtet es auch eine sich verändernde Welt eines Dorfes im Schwarzwald. Denn Veränderung heißt auch Zukunft und Stagnation bedeutet ein baldiges Ende. Was ist eigentlich Heimat? Die alte und bekannte oder auch die neue und sich findende Welt? Und ebenso ist es ein Blick auf die Natur und ihr Grollen. Wie auch auf den Menschen als einen Teil von dieser Mutter Erde. Auch die Menschen mit Defekten. Denn Defekte sind uns doch alle zu eigen, nur halt unterschiedliche. Ist ja auch irgendwie langweilig, wenn jeder den gleichen Defekt hätte. Dieses Buch ist vielleicht kein Buch zum Sinnieren. Aber interessant und spannend ist es allemal. Und wichtig und mutig. Ein "Shades of Grey" in einer anderen Art, deutlich gehobener im Anspruch und differenzierter in der Betrachtung.

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