Profilbild von mabuerele

mabuerele

Posted on 4.11.2021

„...Die letzten Monate hatten sie sehr angestrengt. Sie arbeitete in der JVA Dieburg, einem Männergefängnis, welches sich mitten in der Altstadt von Dieburg befand...“ Maria ist Justizbeamtin. Sie kommt in ihren Beruf gut zurecht, auch wenn sie ein traumatischer Erlebnis vor einem Jahr hatte. Hattinger, einer der Männer, der wegen Mord sitzt und von Schwalmbach nach Dieburg verlegt wurde, bekommt neuerdings Ausgang. Er will eine Ausbildung zum Informatiker machen. Dann wird eine junge Frau tot gefunden. Die Polizei erfragt in den Haftanstalten, wer am jeweiligen Tag Ausgang hatte. Alex Neubert von LKA erscheint in der Haftanstalt. Angeblich war Hattinger nicht im Ausgang. Doch Maria weiß es besser. Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte erlebe ich in großen Teilen aus der Sicht von Marie, auch wenn der Erzähler neutral ist. Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Da die Verstrickungen der Protagonisten nicht durchschaubar sind, entwickelt sich eine fesselnde Handlung. Sehr detailliert bekomme ich Einblicke in den Strafvollzug. Die Hierarchie unter den Gefangenen entscheidet, wer das Sagen hat. Hattinger ist zwar Einzelgänger, doch niemand traut sich, ihm die Meinung zu sagen, obwohl sein Verhalten bekannt ist. Wie die Beamten die Gefangenen zum Teil erleben, zeigt das folgende Zitat: „...Du weißt, dass sie brutale Mörder sind, und dann stehen die Typen dir tagein tagaus gegenüber und heulen, weil sie zum Beispiel nicht noch einmal telefonieren dürfen...“ Im Gegensatz zu den Protagonisten weiß ich als Leser sehr früh, was Hattinger wirklich während des Ausgangs treibt. Als Maria ihre Beobachtungen im Gefängnis meldet, wird vom Anstaltsleiter abgewinkt. Er nimmt sie nicht ernst. „...Wissen Sie, es ist selten, dass ein Gefangener aus dem geschlossenen Vollzug fast täglich in den Ausgang darf. Jeder Verdacht muss normalerweise sofort mit einer Ausgangssperre geahndet werden. Wollen wir das, Frau Saletti? Haben Sie denn Beweise?...“ Plötzlich wird Maria selbst zur Beschuldigten. Die Anklagen wiegen schwer. Sie wird an die Pforte abkommandiert und gemobbt. Nun nimmt sie den Fall in die eigene Hand. Sie ahnt nicht, in welches Wespennest sich dabei sticht. Ein besonderes Stilmittel nutzt die Autorin ab und an. In kurzen Gesprächen lässt sie mich teilhaben, was hinter dem Mord an der jungen Frau steckt. Allerdings werden die Namen der Beteiligten nicht genannt. Sehr gut gefallen mir die Erinnerungen, die Maria an ihre Großmutter hat. Deren Worte richten sie in schwierigen Situationen immer wieder auf. Eine ihrer Weisheiten lautete: „...Was kratzt es den Mond, wenn ihn der Spitz anbellt?...“ Die Geschichte wird konsequent zu Ende geführt. Über Motive und Hintergründe habe ich wohlweislich nichts geschrieben, weil das zu tief ins Geschehen greift. Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Die komplexe Handlung lässt keine Wünsche offen.

zurück nach oben