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Michael Bukowski

Posted on 24.4.2018

Ich hatte bereits "Die Intelligenz der Pflanzen" von Stefano Mancuso gelesen und war davon begeistert. Nicht so bei diesem Buch, das wenig neues liefert, aber viel schwafelt und mit handwerklich haarsträubenden Fehlern zu überraschen weiß. Immer noch recht unterhaltsam, aber in Teilen enttäuschend. Beispiele: - Ein Kapitel widmet sich einer Chamäleon-Pflanze, die die Blätter anderer Pflanzen nachahmen kann. Das ganze sei mehrfach dokumentiert, aber das Buch liefert nur ein Bild der Pflanze im originären Bewuchs. Die Camouflage-Blätter hätte man gerne gesehen. - Zitat S. 132: "Pflanzen besitzen keinerlei Ähnlichkeit mit uns. Unser letzter gemeinsamer Vorfahr lebte vor 16 Millionen Jahren." Sorry, Fehler passieren, aber das ist schon ein bisschen krass. - Im Kapitel "Grüne Demokratien" erzählt uns Herr Mancuso von seinem Ablagesystem im Büro und tischt uns über fünf Seiten die wirklich nicht mehr ganz frische Geschichte vom kreativen Chaos auf. - Mit 12 Seiten widmet sich ein Kapitel der Viktorianischen Seerose, auf deren Blattstruktur basierend der "Kristallpalast" für die Londoner Weltausstellung 1851 konzipiert wurde. Das ist historisch ganz interessant, aber eben auch bekannt und trägt wenig zum Versprechen des Untertitels "Wie die Pflanzen unsere Zukunft erfinden" bei. Das gilt für den überwiegendes Teil des Buchs: Wie Kakteen in der Wüste überleben, warum Menschen von Chili süchtig werden können, wie sich Pflanzen ohne Muskeln bewegen usw.: alles solide Natur-Doku, aber keine bahnbrechenden Neuigkeiten aus der Forschung. - Themen, die dem Untertitel gerecht würden, sind rar. Zum Beispiel die Erfindung von "Plantoiden" in Analogie zum Androiden. Das klingt grundsätzlich spannend, bleibt aber nebulös. Ebenso das Kapitel "Weltraumpflanzen": Hier konnte mittels Experimenten in der Schwerelosigkeit eines Parabelflugs nachgewiesen werden, dass die Wurzelspitzen von Maispflanzen auf die ungewohnte Umgebung reagieren. Das war's dann aber auch schon zum Thema "Pflanzen im Weltraum". Insgesamt sehe ich bestenfalls vage Andeutungen, wie "Pflanzen unsere Zukunft erfinden". Eher erinnert es an die seit den 60er Jahren damals aufgekommene "Bionik", der wir zum Beispiel den Klettverschluss verdanken. Trotz der Schwächen finde ich das Buch als seichte Lektüre für nebenbei lesenswert. Wer sich aber mehr mit den erstaunlichen Phänomenen der Pflanzenwelt beschäftigen möchte, dem empfehle ich "Die Intelligenz der Pflanzen" vom selben Autor.

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